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Versandkonzern

Doc Morris verliert Kunden und Umsatz

Dem Schweizer Zur-Rose-Konzern geht es ähnlich wie dem Apotheken-Dienstleister Noventi. Die großen Marketing-Aktionen und der E-Rezept-Fokus der vergangenen Jahre kommen dem Unternehmen nun teuer zu stehen. Die Schweizer sind auf Sparkurs und haben im vergangenen Jahr sowohl Kunden als auch Umsatz verloren.
Benjamin Rohrer
19.01.2023  11:20 Uhr
Doc Morris verliert Kunden und Umsatz

Der Zur-Rose-Konzern und seine Deutschland-Tochter Doc Morris haben in den vergangenen Jahren sehr viel in die Einführung des E-Rezepts investiert. Millionenschwere Kampagnen wurden lanciert, Marketing-Aktionen gestartet und andere Versandkonzerne geschluckt. Das vom damaligen CEO Walter Oberhänsli ausgerufene Ziel für die Schweizer schwebte jahrelang wie ein Damoklesschwert über dem Konzern: die Eroberung von 10 Prozent des deutschen Rx-Markts mit Hilfe des neuen Verordnungssystems. Knapp vier Jahre nach der Proklamation dieses Zieles ist das E-Rezept nur eine Randerscheinung und Konzerne, die massiv in neue Strukturen investiert haben, stehen jetzt vor Problemen.

Sparkurs kostet Umsatz

Das zeigt sich auch in der Bilanz des Geschäftsjahres 2022 des Zur-Rose-Konzerns. Während die Konzernbilanzen der Schweizer in der Vergangenheit vor Selbstbewusstsein strotzen, liest man in der heutigen Bilanzmitteilung Phrasen wie »Maßnahmen zur Komplexitätsreduktion« und »konsequente Fokussierung auf Profitabilität«. Heißt konkret: Der Zur-Rose-Konzern muss nach ausgabenintensiven Jahren sparen. Und das sieht man auch in den Jahreszahlen.

Insbesondere das Deutschlandgeschäft (Doc Morris) hat gelitten. Die Verkäufe im vierten Quartal 2022 haben sich im Vergleich zum Vorjahresquartal um 27,4 Prozent verringert. – bezogen auf die Konzernwährung Schweizer Franken lag das Minus sogar bei knapp 33 Prozent (rund 237 Millionen Schweizer Franken). Zur Begründung führt der Konzern an: »Gründe dafür waren der Wegfall des kampagnenbedingten Umsatzschubs im Vorjahresquartal und reduzierte Marketingaufwendungen, Effekte aus den Integrations- und Logistikmaßnahmen im Zusammenhang mit der Überführung der Marken medpex und Eurapon sowie Auswirkungen der Arzneimittelknappheit.«

800.000 Kunden weniger

Der oben beschriebene E-Rezept-Fokus hat den Konzern schlichtweg Kunden gekostet. Allein im Laufe des vierten Quartals verlor Doc Morris demnach rund 800.000 aktive Kunden. Wörtlich heißt es in der Mitteilung: »Aufgrund der Konzentration auf potenzielle E-Rezept-Kunden, insbesondere mit einem chronischen Medikamentenbedarf, reduzierte sich die Anzahl aktiver Kunden der Zur Rose-Gruppe per Ende Dezember 2022 gegenüber Ende September 2022 um rund 800.000 auf 10.4 Millionen.« Und so ging bei Doc Morris auch der Gesamtumsatz im Jahr 2022 zurück. Der EU-Versender setzte laut Mitteilung rund 1,1 Millionen Schweizer Franken um, bezogen auf die Konzernwährung ist das ein Minus von rund 18 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

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