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Leitlinie zur Peri- und Postmenopause

Differenziert intervenieren, aber wie?

Nutzen von Phytoestrogenen

Wie sieht es mit phytotherapeutischen Optionen aus? Zur Wirksamkeit von Phytoestrogenen wird ein Cochrane-Review aus dem Jahr 2013 angeführt, der 43 Studien mit insgesamt 4364 Probandinnen berücksichtigt (DOI: 10.1002/14651858.CD001395.pub4). In den berücksichtigten Untersuchungen musste die tägliche Menge an Isoflavonen mindestens 30 mg betragen, die Quellen umfassten Sojaprodukte, Sojaextrakte, Rotklee- und Hopfenextrakte sowie Genistein-Präparate. Laut dem Review zeigt das Isoflavon Genistein in einer Dosis von 30 bis 60 mg pro Tag die zuverlässigste Wirkung. Isoflavon-Gemische in einer Dosis von mindestens 30 mg pro Tag waren in manchen Studien wirksam, in anderen nicht.

Eine Netzwerkanalyse des britischen National Institute for Health and Care Excellence (NICE) kommt dennoch zu einem positiven Ergebnis und bescheinigt Isoflavonen einen signifikanten Effekt. Hitzewallungen scheinen abzunehmen, nächtliche Schweißausbrüche dagegen bessern sich offenbar unter Isoflavonen nicht. Auch die Wirksamkeit anderer Phytoestrogene wie Leinsamenextrakt, Equol und Rheum rhaponticum lässt sich derzeit nicht abschließend beurteilen.

Die Bewertung von Cimicifuga racemosa basiert maßgeblich auf einem Cochrane-Review aus dem Jahr 2012 (DOI: 10.1002/14651858.CD007244.pub2). Die Wirksamkeit von Traubensilberkerze bei vasomotorischen Wechseljahresbeschwerden ist demnach nicht gesichert, weil es kaum methodisch überzeugende Studien gibt. Im Vergleich zu Placebo zeigen mehrere Studien zwar eine Tendenz zur Wirksamkeit, aber keine Signifikanz. Zu einem anders lautenden Ergebnis kommt auch hier die NICE-Netzwerkanalyse, die einen signifikanten therapeutischen Effekt von Cimicifuga bei Hitzewallungen als dokumentiert ansieht.

Die Autoren der Leitlinie konstatieren, dass die Therapiesicherheit vieler Cimicifuga-Präparate ungewiss sei. Es seien ungeprüfte oder gar gepanschte Präparate auf dem Markt, deren Anwendung mit Sicherheitsrisiken wie Arzneimittelinteraktionen verbunden sei. Es sei wichtig, Frauen über die vorhandenen Qualitätsunterschiede aufzuklären und ihnen Cimicifuga-Präparate mit gesicherter Qualität, also registrierte Arzneimittel, zu empfehlen. Unter dieser Voraussetzung könne die Verträglichkeit laut einer großen Metaanalyse als gut gelten. Der Verdacht auf Hepatotoxizität habe sich nicht bestätigt; Hinweise auf estrogenartige Effekte hätten sich ebenfalls nicht ergeben.

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