Diese OTC-Schlafmittel empfiehlt Stiftung Warentest |
Laura Rudolph |
21.09.2022 17:00 Uhr |
Etwa 6 Prozent der Menschen in Deutschland leiden unter chronischen Schlafstörungen. / Foto: Adobe Stock/Pormezz
Akute Schlafstörungen können Betroffene sehr belasten, gehen jedoch meist ohne Behandlung vorüber. Halten Schlafprobleme jedoch länger als einen Monat für mindestens drei Nächte pro Woche an, gelten sie als chronisch. In Deutschland betrifft dies etwa sechs Prozent der Menschen. Neben guter Schlafhygiene und verhaltenstherapeutischen Maßnahmen können auch rezeptfreie Präparate erste Hilfe bieten. Stiftung Warentest hat nun die gängigsten OTC-Schlafmittel unter die Lupe genommen. Das Testteam kam zu dem Schluss, dass Antihistaminika und Baldrianpräparate die besten rezeptfrei erhältlichen Schlafmittel sind.
Im Bereich der Antihistaminika bewertete es vier Präparate mit Diphenhydramin (25 mg beziehungsweise 50 mg pro Tablette) und drei mit Doxylamin (25 mg beziehungsweise 30 mg pro Tablette). Das kollektive Testurteil lautet »geeignet«. Die schlaffördernde Wirkung sei wissenschaftlich gut belegt, die Anwendung sollte jedoch auf zwei Wochen beschränkt bleiben. Dies soll Toleranz und Abhängigkeit vorbeugen. Für ältere Menschen eignen sich Antihistaminika aufgrund ihrer anticholinergen Nebenwirkungen jedoch weniger. Gleichgewichtsstörungen, Benommenheit und Verwirrtheit erhöhen insbesondere bei betagteren Menschen das Risiko für Stürze.
Diese können jedoch bedenkenlos auf Baldrianpräparate zurückgreifen. Das Testteam begutachtete insgesamt fünf Schlafmittel mit einem Baldrianwurzel-Trockenextrakt. Das am niedrigsten dosierte Präparat enthielt 300 mg Trockenextrakt pro Tablette, das am höchsten dosierte 600 mg. Das Testteam erläuterte, dass zwar Studien vorlägen, die die schlaffördernde Wirkung von Baldrian nahelegten. Jedoch reichten diese nicht aus, um die therapeutische Wirksamkeit abschließend nachzuweisen. Daher stufte das Testteam die Baldrian-Präparate als »eingeschränkt geeignet« ein.
Das Schlafhormon Melatonin ist in Deutschland derzeit in Dosierungen unter 2 mg rezeptfrei erhältlich – der Markt wächst derzeit rasant. Es soll die Einschlafzeit verkürzen. Entsprechende Präparate gibt es etwa in Form von Tabletten, Weichgummis oder Sprays. Das Testteam rät davon ab, diese auf eigene Faust einzunehmen. Bereits im Jahr 2018 bewertete Stiftung Warentest Melatonin-haltige Präparate negativ und riet von der Selbstbehandlung mit diesen ab.
Auch im aktuellen Testbericht, der in der Oktoberausgabe der Zeitschrift »Test« erscheint, hat sich dieses Urteil nicht gewandelt. Zu dürftig sei die Studienlage. Laut dem Testteam gebe es Hinweise, dass die Mittel die Einschlafzeit lediglich um zehn bis 20 Minuten verkürzen und Nebenwirkungen bei längerfristigem Gebrauch nicht ausgeschlossen werden können. Eine Abhängigkeit sei nach derzeitigem Wissen aber nicht zu befürchten.