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Coronavirus

Die Krise hat Apotheker weltweit stärker gemacht

Wie haben Apotheker in verschiedenen Ländern auf die Covid-19-Krise reagiert und welchen Einfluss hat die Pandemie auf die Zukunft des Berufsstands? Das war Thema der heutigen Podiumsdiskussion, die im Rahmen des Kongresses des Weltapothekerverbands FIP stattfand.
Jennifer Evans
15.09.2020  14:30 Uhr

Die Ausnahmesituation ab März 2020 hat die Kreativität der Apotheker beflügelt. Darin waren sich die Experten auf dem Podium einig. Eigentlich hätte der diesjährige FIP-Kongress in Sevilla stattgefunden, stattdessen trafen sich die Diskussionsteilnehmer virtuell.

Zunächst berichtete Ulf Janzon vom schwedischen Apothekerverband, dass Schweden im Vergleich zu anderen Ländern weniger mit Medikamenten-Knappheit zu kämpfen hatte. Um die Versorgung der Bevölkerung in den ersten kritischen Wochen der Pandemie sicherzustellen, sei es entscheidend gewesen, die Öffnungszeiten der Apotheken zu verlängern. Insbesondere Pharmazeuten aus dem Ruhestand seien sofort eingesprungen, so Janzon.

In Italien war von Anfang an die Bereitschaft aller Gesundheitsberufe da, »praktisch rund um die Uhr zu arbeiten, obwohl anfangs noch zu wenig Schutzausrüstung zur Verfügung stand«, schilderte der ehemalige PGEU-Präsident Maximin Liebl. Die Situation in Italien sei allerdings insofern besonders gewesen, als die Pharmazeuten dort zusätzlich täglich ihre Erfahrungen mit den anderen europäischen Ländern teilen mussten, weil Italien als erstes europäisches Land so stark von der Pandemie betroffen war. Chaotisch sei es zugegangen, wenn Rezepte gleichzeitig via E-Mail, WhatsApp, Fax und Post in den Offizinen eintrafen. Ein elektronisch einheitlicher Weg hätte die Apotheker in dieser Zeit sehr entlastet, hob Liebl hervor.

Technisch hat Spanien in wenigen Wochen einen großen Sprung nach vorne gemacht. 2,6 Millionen Patienten sind nach Angaben von Sonia Ruiz Morán, Direktorin für internationale Angelegenheiten beim Dachverband der Apothekerverbände, bereits vom pharmazeutischen Personal per Telemedizin beraten worden. Auch ein E-Rezept wurde auf die Schnelle entwickelt und der Botendienst der Apotheken stark ausgebaut. 94 Prozent der Spanier hätten keine Engpässe in ihrer Arzneimitteltherapie zu spüren bekommen, sagte sie. Das verdanke die Bevölkerung unter anderem dem Einsatz der Apotheker: »Viele Pharmazeuten haben in den ersten Wochen in ihrer Offizin übernachtet«, erzählte sie.

Regierung in Großbritannien hat zu spät eingegriffen

Die Politik in Großbritannien war mit ihrer Reaktion auf die Pandemie »spät dran«, kritisierte Ravi Sharma Direktor der englischen Royal Pharmaceutical Society. Trotz der mangelnden Unterstützung seitens der Regierung hätten sich jedoch im Gesundheitssektor Kooperationen entwickelt, um dem nationalen Gesundheitsdienst National Health Service (NHS) unter die Arme zu greifen. Ausschlaggebend ist seiner Ansicht nach gewesen, in kürzester Zeit die Kompetenz der Apotheker zu verbessern, damit diese sich in riskanten Situation korrekt verhalten. Insgesamt hat die Pandemie die Position der britischen Apotheker gestärkt. Sharma zufolge ist geplant, die Pharmazeuten künftig noch stärker in die Versorgung zu integrieren.

Mit insgesamt rund 26.000 dokumentierten Covid-19-Fällen und 800 Toten war die Lage in Australien eine andere. »Europa hatte definitiv eine größere Last zu tragen«, gibt Peter Fowler zu. Er ist Präsident der australischen Krankenhausapotheker. Um die Arzneimittelversorgung sicherzustellen, seien auch in seiner Heimat viele lokale Pläne entstanden, die neue Kooperationen zwischen den Akteuren des Gesundheitswesens, der Industrie sowie der Wissenschaft hervorgebracht hätten. Er ist zuversichtlich, dass diese »neuen Beziehungen so stark sind, dass sie auch künftig bestehen bleiben«.

Selbst organisiert haben sich auch die Apotheker in den USA. Wie Kasey Thompson von der US-amerikanischen Gesellschaft der Krankenhausapotheker berichtete, haben sich die Pharmazeuten täglich in Online-Communities zusammengeschaltet und über aktuelle Themen und Probleme rund um Arzneimittelenpässe oder Lieferschwierigkeiten ausgetauscht.

Gut vorbereitet für die zweite Welle?

Insgesamt glauben die Diskussionsteilnehmer, ihre Länder sind für eine mögliche zweite Coronavirus-Welle nun besser gerüstet. Vor allem, weil die Pandemie »uns alle näher zusammengeschweißt hat«, fasst Janzon die schwedische Sicht zusammen. Auch Liebl und Fowler sind zuversichtlich, die zweite Welle besser in den Griff zu bekommen. Besonders deshalb, weil sich die Italiener und die Australier streng an die hygienischen Vorgaben seitens der Politik halten.

Aus Spanien wird hingegen die Forderung nach mehr Personal und mehr Tests laut. Großbritannien und die USA sind etwas verhaltener und sehen trotz allem noch viele Herausforderungen und hoffen auf die Unterstützung ihrer Regierungen. Hauptsächlich geht es darum, den Apothekern mehr Handlungsspielraum zu gewähren.

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