Die kleine Schwester der Medikationsanalyse |
Wenn Apotheker merken, dass ein Patient mit seiner Medikation nicht klarkommt, lohnt sich eine Medikationsanalyse, die es in verschiedenen Formen gibt. / Foto: Getty Images/Westend61/Joseffson
Eines der zentralen Themen der Weltgesundheitsorganisation ist die Verbesserung der Patientensicherheit und hier auch der Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS). Schätzungen zufolge verursachten Medikationsfehler im Jahr 2012 20 Milliarden US-Dollar Kosten allein in den USA – die Kosten einer mangelnden Therapietreue werden sogar auf 105,4 Milliarden US-Dollar beziffert. In den USA stirbt schätzungsweise mindestens ein Mensch pro Tag durch einen Medikationsfehler.
Auch der Weltapothekerverband FIP hat daher das Thema ganz oben auf seine Agenda gesetzt. Bereits seit Längerem gibt es ein »Toolkit« (Werkzeugkasten) für Apotheker zum Thema »Medication Review and Medicines Use Review«, das nun in einer aktualisierten Version vorliegt. Es enthält neben genauen Definitionen und der Evidenz zum Nutzen dieser Dienstleistungen auch Arbeitshilfen, wie sich diese Reviews durchführen und im Apothekenalltag implementieren lassen.
»Dieses überarbeitete Toolkit verankert den Apotheker fest ins Gesundheitsteam und fordert die Apotheker auf, diese Dienste zu leiten, um die Patientensicherheit zu verbessern und Arzneimittelschäden zu minimieren«, erklärt Mitherausgeberin Dr. Filipa Alves da Costa, Pharmazieprofessorin an der Universität Lissabon, Portugal. Wichtig sei es, unter den verschiedenen Begriffen einheitliche Leistungen anzubieten.
Während sich »Medication Review« mit Medikationsanalyse übersetzen lässt, gibt es für das »Medicines Use Review« (MUR) keine offizielle Übersetzung. Die Apothekerkammern Berlin und Nordrhein haben die Machbarkeit eines MUR in deutschen Apotheken im Rahmen des Projekts 2021 überprüft und haben diese Dienstleistung dazu »Arzneimittel-Anwendungscheck« genannt.
Der FIP definiert das MUR als Unterform der Medikationsanalyse, bei der Apotheker mit Patienten zusammenarbeiten, um die Anwendung der Medikamente und die Adhärenz zu verbessern – unter Berücksichtigung der Überzeugungen, Präferenzen und Bedenken des Patienten. Dabei treffen Apotheker und Patient feste Vereinbarungen darüber, was der Patient erreichen will. »MUR ist eine Dienstleistung, die ausschließlich darauf abzielt, die Therapietreue zu verbessern, während ein Medication Review umfassender ist und ehrgeizigere Ziele verfolgt«, erläuterte da Costa bei einem Webinar zum Launch des aktualisierten Toolkits.
Ein Medication Review, also die Medikationsanalyse, ist umfassender und sollte interprofessionell erfolgen, da hier oft Änderungen bei einer ärztlich verordneten Medikation nötig sind, zum Beispiel aufgrund von Interaktionen.