Die Dosis macht nicht immer das Gift |
Laura Rudolph |
28.11.2023 18:00 Uhr |
Eine recht neue Form der medikamentösen Leberschädigung ist die sogenannte Checkpoint-Inhibitor-induzierte Leberschädigung (ChILI), die seit der Einführung der Immuncheckpoint-Inhibitoren beobachtet wird. Diese Arzneistoffklasse kommt bei Krebs zum Einsatz und richtet sich gegen das Oberflächenprotein CTLA4 auf T-Zellen oder gegen das Protein PD-1 (Programmed cell death protein 1) beziehungsweise dessen Liganden PD-L1.
Bei einer ChILI steigen die Leberwerte der Betroffenen sechs bis 14 Wochen nach Therapiebeginn plötzlich stark an, histologisch zeigen sich Zeichen einer akuten Leberschädigung, ähnlich einer viralen oder autoimmunen Hepatitis.
In einer aktuellen Studie aus England entwickelten 38 von 432 Patienten (9 Prozent) unter einer Checkpoint-Inhibitor-Therapie eine ChILI (»JHEP Reports« 2023, DOI: 10.1016/j.jhepr.2023.100851). Besonders bei Kombinationstherapien war das Risiko erhöht (32 Prozent). Weiterhin erhöhten weibliches Geschlecht, höhere Ausgangswerte von Alanin-Transferase sowie niedrigere Ausgangswerte von alkalischer Phosphatase das Risiko. In der Studie traten alle ChILI-Fälle innerhalb der ersten 135 Tage (4,5 Monate) nach Therapiebeginn auf. Daraus schlussfolgern die Forschenden, dass eine engmaschiges ChILI-Monitoring nach diesem Zeitraum zurückgefahren werden kann.