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Neue Zahlen für Deutschland

Diabetes bei Kindern nimmt leicht ab

Zum Welt-Diabetes-Tag am 14. November hat das Robert-Koch-Institut (RKI) neue Zahlen zum Vorkommen von Diabetes veröffentlicht. Die guten Nachrichten: Die Typ-1-Diabetes-Prävalenz nimmt leicht ab, und Typ-2-Diabetes ist bei Unter-18-Jährigen in Deutschland immer noch äußerst selten. Zudem hat mittlerweile mehr als jedes zweite Kind mit Typ-1-Diabetes eine Insulin-Pumpe.
Daniela Hüttemann
12.11.2021  16:30 Uhr

Jedes Jahr erhalten rund 3500 Kinder und Jugendliche in Deutschland die Diagnose Typ-1-Diabetes, teilte das Robert-Koch-Institut (RKI) am Freitag mit. Die Behörde sieht hier eine leichte jährliche Abnahme der Prävalenz, die bei Mädchen stärker ausfällt als bei Jungen. Die Prävalenz liegt bei 228,9 Fälle pro 100.000 Personen dieser Altersgruppe. Insgesamt litten hierzulande 2019 rund 31.000 Minderjährige an der Autoimmunkrankheit, so die neuesten Zahlen des RKI Diabetes Surveillance.

Die Behandlungsleitlinien für den kindlichen Typ-1-Diabetes empfehlen eine intensivierte Insulintherapie, bei der basales Insulin automatisiert verabreicht wird. Mittlerweile erhalten fast 60 Prozent der Kinder und Jugendlichen eine Insulinpumpe. Hier habe sich die Zahl der Nutzer seit 2007 mehr als verdoppelt. Darüber hinaus nutzen etwa 70 Prozent dieser Patienten eine kontinuierliche Glucose-Messung, bei der ein Sensor die Glucose-Konzentration im Unterhautfettgewebe misst. 

Hinzu kommen etwa 840 Kinder und Jugendliche mit Typ-2-Diabetes. Es sind etwa 200 Neuerkrankungen pro Jahr. Damit gilt die Stoffwechselerkrankung bei  den Unter-18-Jährigen immer noch als selten, obwohl 15 Prozent dieser Altersgruppe übergewichtig sind und somit den wichtigsten Risikofaktor für Typ-2-Diabetes aufweisen. Zudem bewegen sich drei von vier Kindern in Deutschland zu wenig: Weniger als die von der Weltgesundheitsorganisation empfohlenen 60 Minuten am Tag. Und 20 Prozent trinken täglich zuckerhaltige Erfrischungsgetränke. Von daher rechnen Experten mit einem Anstieg der Typ-2-Diabetes-Diagnosen in den kommenden Jahren. Im Beobachtungszeitraum 2014 bis 2019 war die Prävalenz jedoch unverändert.

Sieben bis neun Millionen erwachsene Diabetiker

Bei den Erwachsenen dagegen sehen die Zahlen ganz anders aus: Mehr als eine halbe Million Menschen erkrankt in Deutschland jedes Jahr neu an Diabetes; durchschnittliches Alter bei Diagnose ist der 50. Geburtstag. Insgesamt waren laut RKI 2019 etwa sieben Millionen Erwachsene in Deutschland von einem bekannten oder unerkannten Diabetes betroffen. Laut »Deutschem Gesundheitsbericht Diabetes 2022«, der ebenfalls heute erschienen ist, sprechen die Deutsche Diabetes-Gesellschaft (DDG) und die Deutsche Diabetes-Hilfe sogar von 8,5 Millionen dokumentierten Typ-2-Diabetes-Fällen. 75 Prozent der Diabetiker werden nach den RKI-Zahlen medikamentös behandelt; 25 Prozent mit Insulin. 

Bei den erwachsenen Diabetikern leiden viele unter Komorbiditäten: 15 Prozent berichten über eine depressive Symptomatik, 35 Prozent haben eine Herz-Kreislauf-Erkrankung und 75 Prozent zu hohen Blutdruck. Bei 15 Prozent liegt eine Nierenfunktionsstörung vor und bei 13,5 Prozent eine Polyneuropathie. 6 Prozent haben ein diabetisches Fußsyndrom, wobei Männer eine doppelt so hohe Amputationsrate aufweisen als Frauen. 2,5 Prozent der Diabetes-Patienten haben zudem im Vorjahr eine schwere Hypoglykämie erlitten.

Jedes Jahr erkranken außerdem etwa 50.000 Frauen an einem Schwangerschaftsdiabetes. Hier zeigt sich laut RKI seit 2013 ein Anstieg. Bei den meisten Frauen bildet sich die Stoffwechselstörung zwar nach der Geburt zurück. Doch ein Gestationsdiabetes erhöht das Risiko für Geburtskomplikationen bei Mutter und Kind sowie das Risiko der Mutter, später an Typ-2-Diabetes zu erkranken. 2019 sind 90 Prozent der Schwangeren mit Klinikgeburt im Verlauf der Schwangerschaft auf Diabetes getestet worden.

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