Der Blick auf die Erwachsenen |
Für die Beratung in der Apotheke ist besonders relevant, dass auch einige nicht rezeptpflichtige Arzneimittel problematisch sein können.
Bei Paracetamol besteht ein erhöhtes Risiko für Leberschäden. Das Down-Syndrom kann mit einem reduzierten Glutathion-Spiegel einhergehen. Glutathion spielt eine wichtige Rolle beim Abbau von Paracetamol, indem es den toxischen Metaboliten N-Acetyl-p-benzochinonimin bindet und entgiftet. Bei einer Überdosierung von Paracetamol respektive einem verminderten Glutathion-Status werden die Glutathion-Vorräte der Leber aufgebraucht, sodass sich der Metabolit ansammelt. Das kann die Leberzellen bis hin zur Nekrose schädigen (20, 24, 25).
Gegen Schmerzen oder Fieber sollte das Apothekenteam daher kein Paracetamol, sondern eher nicht rezeptpflichtige nicht steroidale Antirheumatika (NSAR) wie Acetylsalicylsäure, Ibuprofen oder Naproxen empfehlen.
Schon allein wegen der Polypharmazie, auf die viele Menschen mit Down-Syndrom angewiesen sind, ist das Apothekenteam ein wichtiger Ansprechpartner.
Eine der häufigsten medikamentösen Therapien ist Levothyroxin bei einer Hypothyreose. Calcium- und Eisenpräparate vermindern die Aufnahme von Levothyroxin im Darm, ebenso aluminiumhaltige Antacida und Protonenpumpeninhibitoren. Bei Patienten, die gleichzeitig an Diabetes leiden, ist zu beachten, dass Levothyroxin die blutzuckersenkende Wirkung von Antidiabetika vermindern kann. Patienten müssen entsprechend (neu) eingestellt werden.
Beim Down-Syndrom tritt Epilepsie häufiger auf als in der Allgemeinbevölkerung und kann mit Antiepileptika wie Valproat, Lamotrigin oder Levetiracetam behandelt werden. Valproat kann den Abbau von Lamotrigin hemmen, wodurch das Risiko für Nebenwirkungen steigt. Frauen müssen bei Valproat-Therapie sehr zuverlässig verhüten.
Carbamazepin interagiert über das Cytochrom-P-450-System mit diversen Arzneistoffen und kann unter anderem den Abbau von Antidepressiva und Schilddrüsenhormonen beschleunigen und dadurch deren Wirksamkeit beeinträchtigen.
Da Menschen mit Down-Syndrom häufig an Herzfehlern leiden, sind regelmäßige Kontrollen zu empfehlen. / © Shutterstock/Peakstock
SSRI wie Sertralin oder Fluoxetin, die häufig bei Depressionen verordnet werden, können die Krampfschwelle senken und das Anfallsrisiko erhöhen.
Einige Psychopharmaka beeinflussen das QT-Intervall im EKG. Das Risiko für Herzrhythmusstörungen steigt besonders bei Patienten mit Herzerkrankungen oder wenn Menschen mehrere QT-Zeit-verlängernde Substanzen anwenden (28).
Kardiale Erkrankungen wie Herzinsuffizienz oder Hypertonie können eine medikamentöse Therapie etwa mit Diuretika oder ACE-Hemmern erforderlich machen. ACE-Hemmer wie Enalapril oder Ramipril können den Kaliumspiegel erhöhen. Die gleichzeitige Einnahme von kaliumsparenden Diuretika oder kaliumhaltigen Nahrungsergänzungsmitteln kann zu einer gefährlichen Hyperkaliämie führen. Auch Diuretika können Elektrolytstörungen verursachen. Geraten die Spiegel an Calcium, Natrium oder Magnesium durcheinander, kann das die Krampfschwelle senken und einen epileptischen Anfall auslösen.
Wenn Autoimmunerkrankungen wie eine rheumatoide Arthritis vorliegen, verschreibt der Arzt oft Glucocorticoide wie Prednisolon. Diese können den Blutzucker erhöhen, was bei Diabetes eine Anpassung der Insulindosis oder der Dosis der oralen Antidiabetika erfordern kann. MTX kann durch NSAR wie Ibuprofen in seiner Ausscheidung gehemmt werden: Das Nebenwirkungsrisiko steigt.
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Verschiedene Organisationen bieten Betroffenen und ihren Bezugspersonen Informationen und Unterstützung an.
Die Lebenshilfe bietet Unterstützung und Informationen für Menschen mit Down-Syndrom, ihre Familien und Angehörigen und informiert in einfacher Sprache über Trisomie 21. Darüber hinaus organisiert die Lebenshilfe Seminare für Eltern und Angehörige und gibt Hilfestellungen, um den Umgang mit schwierigen Verhaltensweisen wie Wutausbrüchen zu erleichtern. Sie verleiht regelmäßig den Medienpreis »Bobby«.
Das Down-Syndrom-Netzwerk vermittelt Hintergründe und Wissenswertes.
Der Arbeitskreis Down-Syndrom setzt sich aktiv für die Rechte von Menschen mit Down-Syndrom ein und informiert in leichter Sprache über relevante Themen. Es gibt Angebote für persönliche Beratung und Infomaterialien.
Das Magazin »Ohren-Kuss« präsentiert Texte von Menschen mit Down-Syndrom. Sie schreiben zu Themen, die ihnen am Herzen liegen.
TOUCHDOWN 21 ist ein Forschungsprojekt mit dem Ziel, mehr über das Leben, die Wünsche und die Fähigkeiten von Menschen mit Down-Syndrom herauszufinden und dieses Wissen weiterzugeben. Es wird von einem Team geleitet, das aus Menschen mit und ohne Down-Syndrom besteht. Neben der Forschung bietet TOUCHDOWN 21 auch Vorträge, Workshops und Ausstellungen an, um die Gesellschaft zu informieren und Vorurteile abzubauen.
Das Deutsche Down-Syndrom InfoCenter bietet umfassende Informationen, Beratung und Materialien für Menschen mit Down-Syndrom, ihre Familien und Fachleute und gibt die Fachzeitschrift »Leben mit Down-Syndrom« heraus.