Der Abhängigkeit zuvorkommen |
Nach den Schlafmitteln sind es Schmerzmittel, von denen Menschen abhängig werden können. Oft werden Analgetika missbräuchlich nicht aufgrund von Schmerzen eingenommen, sondern wegen diffuser Befindlichkeitsstörungen; zu 70 Prozent von Frauen.
Am Anfang eines Missbrauchs stehen meist häufige Kopfschmerzen. Während sich eine Migräne fast immer medikamentös gut behandeln lässt, sollten bei Spannungskopfschmerzen möglichst wenige Medikamente eingenommen werden. Die Grundregel für die Selbstmedikation lautet:
Die unkontrollierte Einnahme von Schmerzmitteln bahnt den Weg zum Medikamenten-induzierten Kopfschmerz. Jetzt beginnt ein Teufelskreis. / Foto: Adobe Stock/Vagif Gozalov
»Kritisch ist dabei weniger die Dosis des Analgetikums als vielmehr die regelmäßige Einnahme«, erläutert Pallenbach. Oft sei es das Apothekenteam, das frühzeitig einen sich anbahnenden Missbrauch erkennen und vielleicht noch ein Abgleiten in die Sucht verhindern könne. Der Apotheker empfiehlt Betroffenen, ein Schmerztagebuch zu führen, um sowohl die Symptome als auch die Einnahme von Medikamenten besser einschätzen zu können.
Substanzkonsum und riskante Konsummuster sind in der Bevölkerung heute weit verbreitet und stellen sowohl auf individueller als auch gesellschaftlicher Ebene eine große Herausforderung dar. Suchtprävention ist daher eine wesentliche Aufgabe für alle Gesundheitsberufe. Pallenbach wirbt für mehr Zusammenarbeit sowohl vor Ort als auch bei interdisziplinären Suchtforen und -kongressen, die Ärzte, Apotheker, Psychotherapeuten und Pflegeberufe, insbesondere in der Betreuung von Senioren, zusammenführen könnten. Auch in der Aus- und Weiterbildung solle das Thema »Abhängigkeit« stärker berücksichtigt werden.
Hannelore Gießen studierte Pharmazie an der Universität Karlsruhe. Nach mehrjähriger Tätigkeit in öffentlichen Apotheken und einer journalistischen Ausbildung ist sie seit 1990 freiberuflich als Fachjournalistin tätig und bearbeitet medizinische, pharmazeutische und biotechnologische Themen für verschiedene Fachzeitschriften. Gießen hat sich zur Apothekerin für Allgemeinpharmazie weitergebildet und 2013 den Studiengang Consumer Health Care an der Charité-Universitätsmedizin Berlin absolviert. In ihrer Masterarbeit befasste sie sich mit ethischen Aspekten der Bewertung und Kommunikation von Arzneimittelrisiken.