Dengue bei Reiserückkehrern aus Asien häufiger als Malaria |
Brigitte M. Gensthaler |
05.08.2022 07:00 Uhr |
Gefährlicher Krankheitsüberträger: Aedes albopictus / Foto: CDC/James Gathany
»Mit einer 30-fachen Zunahme ist die Zahl der Denguefälle in den vergangenen 50 Jahren dramatisch gestiegen«, berichtete Professor Dr. Tino F. Schwarz, Klinikum Würzburg Mitte, kürzlich bei einem Takeda-Symposium im Rahmen der Conference on Tropical Medicine and Global Health (CTM) in Rostock. Die Weltgesundheitsorganisation erklärte das Denguefieber 2019 zu einer der zehn größten Bedrohungen der weltweiten Gesundheit. Bei Reisenden in Südostasien hat Dengue die Malaria als häufigste Ursache von Fieber abgelöst.
Dengueviren werden von zwei Stechmückenarten der Gattung Aedes übertragen. Hauptsächlich von wärmeliebenden tagaktiven Gelbfiebermücke Aedes aegypti, aber auch von der asiatischen Tigermücke Aedes albopictus, die kühlere Temperaturen toleriert. Sie kommt bereits in Deutschland, zum Beispiel in Teilen Baden-Württembergs und Hessens, vor. Dort könne es dann zu autochthonen Infektionen und Ausbrüchen kommen, wenn das Virus von Reiserückkehrern eingeschleppt und über die Mücken verbreitet wird, warnen Experten.
Mit 1176 gegenüber 993 Fällen wurden dem Robert-Koch-Institut im Jahr 2019 mehr Denguefieber- als Malaria-Erkrankungen gemeldet. »Insbesondere bei Sekundärinfektionen sind schwere bis in seltenen Fällen sogar lebensbedrohliche Verläufe möglich«, warnte Professor Dr. Tomas Jelinek vom Berliner Zentrum für Reise- und Tropenmedizin. Nach einer Inkubationszeit von vier bis zehn Tagen treten grippeähnliche Symptome mit Fieber, Übelkeit sowie Muskel-, Gelenk- und Kopfschmerzen, manchmal auch Hautausschlag auf. Bei leichten Verläufen sind die Symptome selbstlimitierend. Einige Patienten gehen von der febrilen jedoch in eine kritische Phase mit den potenziell lebensbedrohlichen Komplikationen wie Hämorrhagisches Fieber und Dengue-Schock-Syndrom über. Solche schweren Fälle sind laut Jelinek intensivmedizinisch gut behandelbar. Viele Patienten litten jedoch an einem postinfektiösen Fatigue-Syndrom. »Rund 10 Prozent der von mir behandelten Patienten entwickelten ein Fatigue-Syndrom, das zwei Monate bis zweieinhalb Jahre anhielt«, berichtete Jelinek bei dem Symposium.
Das Risiko einer Dengue-Infektion lässt sich durch den ganztägigen Schutz vor Mückenstichen, zum Beispiel mit Repellents, reduzieren. Zudem sind Vakzinen in Entwicklung. In einer 4,5-jährigen placebokontrollierten Phase-III-Studie (TIDES: Tetravalent Immunization against Dengue Efficacy Study) mit seropositiven und seronegativen Probanden verhinderte eine zweimalige Impfung mit Takedas tetravalentem Impfstoffkandidaten 61 Prozent der symptomatischen Infektionen und 84 Prozent der Hospitalisierungen. Der Impfstoff TAK-003 basiert auf einem lebenden, abgeschwächten Denguevirus vom Serotyp 2. In der EU und einigen Dengue-endemischen Ländern befindet sich TAK-003 in der zulassungsrelevanten Prüfung, teilt das Unternehmen mit.