Dem Schmerz auf der Spur |
Auch in der Peripherie sieht man bei FMS-Betroffenen Veränderungen der Entzündungsreaktion und der zirkulierenden Immunzellen – was die neuropathischen Veränderungen mit erklären kann. So sind Hautdenervierungen dokumentiert, also etwa geringere Faserdichte, veränderte Hautinnervation, geringere elektrische Leitfähigkeit oder Hyperaktivität. »Diese Hautdenervierung korreliert mit der Schwere der Symptome«, so Emrich.
Dazu passen aktuelle Forschungsergebnisse, die Anfang des Jahres von einer Würzburger Arbeitsgruppe in der Fachzeitschrift »Pain« veröffentlicht wurden. Auf der Suche nach messbaren Veränderungen haben die Forschenden kleine, nicht kodierende Ribonukleinsäuren (RNA) aus dem Blut und den Hautzellen von FMS-Patientinnen gewonnen. Konkret wurden RNA-Moleküle wie microRNA und tRNA-Fragmente untersucht, die bei der Steuerung der Zellaktivität und der Genexpression eine Rolle spielen.
»Wir haben diese kleinen RNA nicht nur mit denen gesunder Frauen verglichen, sondern auch mit denen von Patientinnen mit ähnlichem Krankheitsbild, aber anderer Ätiologie, nämlich Patientinnen mit Depression und chronischen Schmerzen«, erklärt der Erstautor der Studie, Dr. Christoph Erbacher, in einer Mitteilung der Universität. »Mit Hilfe moderner RNA-Sequenzierungstechniken konnten wir zeigen, dass einige kleine RNA wie hsa-miR-182-5p und hsa-miR-576-5p bei FMS-Patientinnen vermehrt im Blut vorkommen. Bei Patientinnen mit schwerer Depression und chronischen Schmerzen sind sie noch stärker erhöht. Auch in Hautzellen und innerhalb der bisher wenig erforschten Klasse der tRNA-Fragmente konnten wir Unterschiede nachweisen.«
Die Forschenden hoffen, mit ihrer minimalinvasiven Bestimmung der fehlregulierten RNA aus dem Blut einen Beitrag zur Verbesserung der Diagnose leisten und damit der Stigmatisierung («alles nur Einbildung«) entgegenwirken zu können. Weil einige kleine RNA auch mit dem Schweregrad der Symptome in Verbindung gebracht wurden, beispielsweise mit der Ausdehnung des Schmerzes im Körper und der empfundenen Schmerzstärke, könnte das Verfahren eventuell auch zur Verlaufskontrolle der Krankheit dienen.