Das Wasser muss raus |
Carboanhydrasehemmer reduzieren die tubuläre Rückresorption von Natrium-Ionen, in deren Folge die renale Ausscheidung von Natrium-, Kalium- und Hydrogencarbonat-Ionen zusammen mit Wasser steigt. Heute kommen Acetazolamid, Brinzolamid und Dorzolamid lokal zur Senkung des Augeninnendrucks bei Glaukom vor, aber nicht mehr als klassische Diuretika.
Das Osmodiuretikum Mannitol wird nach intravenöser Injektion zwar glomerulär filtriert, aber nicht tubulär rückresorbiert. Mannitol hält Flüssigkeit im proximalen Tubulus und der Henle-Schleife über osmotische Effekte zurück und bewirkt so eine erhöhte Diurese ohne großen Einfluss auf den Elektrolythaushalt. Es wird bei akutem Nierenversagen und erhöhtem Hirndruck in der Notfallmedizin eingesetzt.
Pflanzliche Diuretika sind Aquaretika und werden in Form von Tees in der Naturheilkunde zur Diurese bei Nierenleiden, Gicht oder Rheuma empfohlen. Brennnessel, Schachtelhalm, Goldrute oder Petersilie sind klassische Arzneipflanzen mit entwässernder Wirkung, die in der Regel auf Flavonoide oder ätherische Öle zurückzuführen ist. Evidenzbasierte Studien gibt es jedoch nur wenige, sodass diese Phytopharmaka in den Leitlinien bei den üblichen Indikationen der Diuretika nicht empfohlen werden.
Die stärksten entwässernden Effekte erzielen Diuretika, die am proximalen Tubulus und der Henle-Schleife angreifen (Tabelle). Je weiter distal die Wirkung erfolgt, desto milder ist der entwässernde Effekt.
Außerdem unterscheiden sich die Wirkstoffe in ihrem diuretischen Maximaleffekt. High-Ceiling-Diuretika, zum Beispiel die Schleifendiuretika, zeigen über einen weiten Dosisbereich eine annähernd lineare Dosis-Wirkungs-Beziehung. Durch Dosissteigerung kann eine immer stärkere Diurese erzielt werden. Dies beruht auf dem frühen Wirkort der Schleifendiuretika. Während im distalen Tubulus und im Sammelrohr der größte Teil der Natrium-Ionen bereits rückresorbiert ist, sind im aufsteigenden Schenkel der Henle-Schleife noch mehr Natrium-Ionen im Harn vorhanden, deren Rückresorption gehemmt werden kann. Zusätzlich blockieren Schleifendiuretika den tubuloglomerulären Feedback-Mechanismus, sodass die glomeruläre Filtrationsrate aufrechterhalten wird.
Wirkstoffe | Angriffspunkt | Dosierung pro Tag (mg) | Einnahmehinweise | Spezifische Nebenwirkungen |
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Thiazide | ||||
Hydrochlorothiazid | distaler Tubulus | 12,5 bis 25 | morgens einnehmen, um nächtliche Miktion zu vermeiden, mit oder ohne Nahrung | Hyperkalzämie, Hyperlipidämie, Photosensitivität |
Chlortalidon | distaler Tubulus | 12,5 bis 50 | morgens einnehmen, um nächtliche Miktion zu vermeiden, mit oder ohne Nahrung | Hyperkalzämie, Hyperlipidämie, Photosensitivität |
Schleifendiuretika | ||||
Furosemid | Henle-Schleife | 20 bis 40 (oder mehr) | morgens einnehmen, bei Bedarf zweite Dosis am frühen Nachmittag, kann zu einer Mahlzeit eingenommen werden | Ototoxizität, Hyperglykämie, Hyperurikämie |
Torasemid | Henle-Schleife | 5 bis 20 | morgens einnehmen, bei Bedarf zweite Dosis am frühen Nachmittag, kann zu einer Mahlzeit eingenommen werden | Ototoxizität, Hyperglykämie, Hyperurikämie |
Kaliumsparende Diuretika | ||||
Spironolacton | Sammelrohr | 25 bis 100 (in geteilten Dosen) | mit Nahrung einnehmen | Gynäkomastie, Menstruationsstörungen |
Eplerenon | Sammelrohr | 25 bis 50 | mit Nahrung einnehmen | Hyperkaliämie |
Osmotische Diuretika | ||||
Mannitol | proximaler Tubulus, Henle-Schleife | 50 bis 100 g | intravenöse Gabe, Dosierung basierend auf klinischem Zustand und Ziel | Hypernatriämie, Herz-Kreislauf-Belastung |
Bei den Low-Ceiling-Diuretika, den Thiaziden und kaliumsparenden Diuretika, flacht die Dosis-Wirkungs-Kurve rasch ab. Ab einem gewissen Grad ist durch Dosissteigerung keine Wirkungszunahme mehr zu erreichen.
Wie stark ein Diuretikum wirkt, hängt außerdem von der Wirkstoff- und der Natriumchlorid-Konzentration am tubulären Wirkort ab. Weitere Einflussfaktoren sind Vorerkrankungen, zum Beispiel eine eingeschränkte Nierenfunktion oder eine Herzinsuffizienz.