Pharmazeutische Zeitung online
Diuretika

Das Wasser muss raus

Wenig beachtet, aber therapeutisch wichtig bei Herzinsuffizienz, Ödemen, Hypertonie und Glaukom sind Diuretika. Sie kommen in den meisten Medikationsplänen von Patienten mit Polymedikation vor und erfordern einen besonderen Blick auf den Elektrolythaushalt.
Katja Renner
01.09.2024  08:00 Uhr

Sonstige Diuretika

Carboanhydrasehemmer reduzieren die tubuläre Rückresorption von Natrium-Ionen, in deren Folge die renale Ausscheidung von Natrium-, Kalium- und Hydrogencarbonat-Ionen zusammen mit Wasser steigt. Heute kommen Acetazolamid, Brinzolamid und Dorzolamid lokal zur Senkung des Augeninnendrucks bei Glaukom vor, aber nicht mehr als klassische Diuretika.

Das Osmodiuretikum Mannitol wird nach intravenöser Injektion zwar glomerulär filtriert, aber nicht tubulär rückresorbiert. Mannitol hält Flüssigkeit im proximalen Tubulus und der Henle-Schleife über osmotische Effekte zurück und bewirkt so eine erhöhte Diurese ohne großen Einfluss auf den Elektrolythaushalt. Es wird bei akutem Nierenversagen und erhöhtem Hirndruck in der Notfallmedizin eingesetzt.

Pflanzliche Diuretika sind Aquaretika und werden in Form von Tees in der Naturheilkunde zur Diurese bei Nierenleiden, Gicht oder Rheuma empfohlen. Brennnessel, Schachtelhalm, Goldrute oder Petersilie sind klassische Arzneipflanzen mit entwässernder Wirkung, die in der Regel auf Flavonoide oder ätherische Öle zurückzuführen ist. Evidenzbasierte Studien gibt es jedoch nur wenige, sodass diese Phytopharmaka in den Leitlinien bei den üblichen Indikationen der Diuretika nicht empfohlen werden.

High- und Low-Ceiling

Die stärksten entwässernden Effekte erzielen Diuretika, die am proximalen Tubulus und der Henle-Schleife angreifen (Tabelle). Je weiter distal die Wirkung erfolgt, desto milder ist der entwässernde Effekt.

Außerdem unterscheiden sich die Wirkstoffe in ihrem diuretischen Maximaleffekt. High-Ceiling-Diuretika, zum Beispiel die Schleifendiuretika, zeigen über einen weiten Dosisbereich eine annähernd lineare Dosis-Wirkungs-Beziehung. Durch Dosissteigerung kann eine immer stärkere Diurese erzielt werden. Dies beruht auf dem frühen Wirkort der Schleifendiuretika. Während im distalen Tubulus und im Sammelrohr der größte Teil der Natrium-Ionen bereits rückresorbiert ist, sind im aufsteigenden Schenkel der Henle-Schleife noch mehr Natrium-Ionen im Harn vorhanden, deren Rückresorption gehemmt werden kann. Zusätzlich blockieren Schleifendiuretika den tubuloglomerulären Feedback-Mechanismus, sodass die glomeruläre Filtrationsrate aufrechterhalten wird.

Wirkstoffe Angriffspunkt Dosierung pro Tag (mg) Einnahmehinweise Spezifische ­Nebenwirkungen
Thiazide
Hydrochlorothiazid distaler Tubulus 12,5 bis 25 morgens einnehmen, um nächtliche Miktion zu vermeiden, mit oder ohne Nahrung Hyperkalzämie, Hyperlipidämie, Photosensitivität
Chlortalidon distaler Tubulus 12,5 bis 50 morgens einnehmen, um nächtliche Miktion zu vermeiden, mit oder ohne Nahrung Hyperkalzämie, Hyperlipidämie, Photosensitivität
Schleifendiuretika
Furosemid Henle-Schleife 20 bis 40 (oder mehr) morgens einnehmen, bei Bedarf zweite Dosis am frühen Nachmittag, kann zu einer Mahlzeit eingenommen werden Ototoxizität, Hyperglykämie, Hyperurikämie
Torasemid Henle-Schleife 5 bis 20 morgens einnehmen, bei Bedarf zweite Dosis am frühen Nachmittag, kann zu einer Mahlzeit eingenommen werden Ototoxizität, Hyperglykämie, Hyperurikämie
Kaliumsparende Diuretika
Spironolacton Sammelrohr 25 bis 100 (in geteilten Dosen) mit Nahrung einnehmen Gynäkomastie, Menstruations­störungen
Eplerenon Sammelrohr 25 bis 50 mit Nahrung einnehmen Hyperkaliämie
Osmotische Diuretika
Mannitol proximaler Tubulus, Henle-Schleife 50 bis 100 g intravenöse Gabe, Dosierung basierend auf klinischem Zustand und Ziel Hypernatriämie, Herz-Kreislauf-Belastung
Tabelle: Diuretika-Wirkstoffklassen mit Beispielen

Bei den Low-Ceiling-Diuretika, den Thiaziden und kaliumsparenden Diuretika, flacht die Dosis-Wirkungs-Kurve rasch ab. Ab einem gewissen Grad ist durch Dosissteigerung keine Wirkungszunahme mehr zu erreichen.

Wie stark ein Diuretikum wirkt, hängt außerdem von der Wirkstoff- und der Natriumchlorid-Konzentration am tubulären Wirkort ab. Weitere Einflussfaktoren sind Vorerkrankungen, zum Beispiel eine eingeschränkte Nierenfunktion oder eine Herzinsuffizienz.

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa