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Neue Technologie

Corona-Wirkstoff Ensovibep punktet in Phase II

Der experimentelle Wirkstoff Ensovibep (MP0420) konnte in einer Phase-II-Studie die Viruslast Infizierter sowie das Risiko für einen Krankenhausaufenthalt oder Tod senken, melden die Entwickler Novartis und Molecular Partners. Ensovibep ist ein sogenannter DARPin und wirkt in vitro gegen alle Virusvarianten.
Daniela Hüttemann
10.01.2022  12:26 Uhr

DARPin ist eine neue Technologie und steht für Designed Ankyrin Repeat Proteins. Ensovibep wurde speziell zur Inaktivierung von SARS-CoV-2-Viren designt. Das Molekül enthält drei verschiedene DARPin-Domänen, die verschiedene Antigene erkennen und binden können – eine Art künstliches Antikörper-Fragment mit mehreren Bindestellen, allerdings deutlich kleiner als ein klassischer Antikörper. Das Molekül muss per Infusion verabreicht werden und steht nicht in oraler Formulierung bereit.

Ensovibep soll hoch potent an die Rezeptorbindedomäne des Spike-Proteins binden, durch die drei verschiedenen Motive auch wenn Mutationen vorliegen. In vitro konnte der proteinbasierte Wirkstoff laut Hersteller alle bislang bekannten SARS-CoV-2-Varianten neutralisieren, inklusive Beta, Delta und Omikron.

Nun haben Novartis und Molecular Partners positive Ergebnisse einer doppelblinden, randomisierten Phase-II-Studie mit 407 Covid-19-Patienten verkündet. In Teil A der EMPATHY-Studie bekamen SARS-CoV-2-Infizierte mit Covid-19-Symptomen entweder eine einmalige Infusion Ensovibep oder Placebo. Dabei wurden drei verschiedene Dosierungen getestet: 75, 225 und 600 mg.

Laut Firmenmitteilung wurde der primäre Endpunkt bei allen drei Dosierungen erreicht: eine signifikante Reduktion der Viruslast über acht Tage gegenüber Placebo (genaue Angaben machen die Hersteller hier nicht). Ebenfalls gut sah es demnach bei den sekundären Endpunkten aus: Zum einen die Verhinderung einer Hospitalisierung, eines Besuchs der Notaufnahme oder Tod, zum anderen eine Verkürzung der Zeit bis zur klinischen Genesung. Während im Placebo-Arm mit 99 Patienten sechs Ereignisse auftraten (ein Besuch der Notaufnahme sowie fünf Hospitalisierungen, von denen zwei Patienten an Covid-19 verstarben), waren es unter den 301 Ensovibep-Behandelten nur vier Ereignisse (zwei Besuche der Notaufnahme, zwei Hospitalisierungen, kein Todesfall).

Alle Dosierungen wurden gut vertragen, und bei keiner der Dosierungen wurden unerwartete Sicherheitsprobleme festgestellt. Die niedrigste Dosis von 75 mg sei nun die geplante Dosis für die weitere Entwicklung, teilten die Unternehmen mit. Novartis übernimmt die Verantwortung für die Entwicklung, Herstellung, Distribution und Vermarktung des potenziellen Arzneimittels und hat bereits mit dem Scale-up der Produktion begonnen, die biotechnologisch in Bakterien erfolgt. 

Am EMPATHY-Studienprogramm nehmen insgesamt 2100 Covid-19-Patienten teil, sowohl geimpfte als auch ungeimpfte, wenn sie mindestens zwei milde bis moderate Symptome innerhalb der letzten sieben Tage entwickelt haben und ein Infektionsnachweis vorliegt.

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