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SARS-CoV-2

Coinfektion mit Influenzaviren erhöht das Sterberisiko

Eine gleichzeitige Infektion mit SARS-CoV-2 und Grippeviren erhöht das Risiko für Komplikationen, wie eine britische Beobachtungsstudie nahelegt. Die Coinfektion ging im Vergleich zu einer Monoinfektion mit SARS-CoV-2 häufiger mit maschineller Beatmung und Tod einher.
Laura Rudolph
29.03.2022  15:00 Uhr
Coinfektion mit Influenzaviren erhöht das Sterberisiko

Maßnahmen zum Schutz vor dem Coronavirus helfen nicht nur gegen SARS-CoV-2, sondern auch gegen andere durch Tröpfchen übertragbare Infektionskrankheiten. Fallen die Schutzmaßnahmen weg, erhöhe sich somit nicht nur das Corona-Infektionsrisiko, sondern auch das Risiko einer Coinfektion von SARS-CoV-2 mit anderen respiratorischen Viren, vermutete ein Forscherteam um Dr. Maaike Swets von der University of Edinburgh.

Um die Auswirkungen von Coinfektionen zu untersuchen, startete es eine prospektive Beobachtungsstudie, in der es 212.466 SARS-CoV-2-Infizierte analysierte, die zwischen dem 6. Februar 2020 und dem 8. Dezember 2021 in britische Krankenhäuser aufgenommen wurden. Dazu werteten die Forscher Daten des »International Severe Acute Respiratory and Emerging Infection Consortium« aus, an dem sich in Großbritannien mehr als 300 Kliniken beteiligen.

Häufiger Komplikationen bei gleichzeitiger Influenza-Infektion

6965 Personen aus dem gesamten Probandenkollektiv wurden während ihres Krankenhausaufenthalts auf eine Coinfektion getestet. Von den Getesteten litten 583 (8,4 Prozent) an einer Kombinationsinfektion, davon 227 an einer Coinfektion mit Influenzaviren, 220 mit Respiratorischen Synzytial-Viren (RSV) und 136 mit Adenoviren. Das berichtet das Team aktuell im Fachjournal »The Lancet«.

Das Forscherteam ermittelte unter Berücksichtigung von Störfaktoren wie Alter, Geschlecht und Komorbiditäten, dass die mit Influenzaviren Coinfizierten mehr als viermal so häufig beatmet werden mussten wie Probanden, die eine Monoinfektion mit SARS-CoV-2 hatten (Odds Ratio 4,14). Dagegen ging eine Coinfektion mit Adenoviren oder RSV sogar mit einem niedrigeren Beatmungsrisiko einher (OR 0,64 beziehungsweise OR 0,78).

Unter einer Coinfektion mit Adenoviren stieg das Sterberisiko um etwa 50 Prozent verglichen mit Monoinfizierten (OR 1,53), bei einer Coinfektion mit Influenzaviren um etwa 150 Prozent (OR 2,35). Hingegen sank das Sterberisiko unter einer Coinfektion mit RSV um etwa zwei Drittel (OR 0,31).

Die genutzte Datenbank enthielt keine Informationen zum Impfstatus der Probandinnen und Probanden. Das Team konnte demnach den Einfluss einer Coronaimpfung nicht untersuchen. Zudem wurden die meisten Patientinnen und Patienten in ein Krankenhaus aufgenommen, bevor eine Impfung gegen SARS-CoV-2 verfügbar war.

Die Forscher sehen das große Probandenkollektiv als Pluspunkt der Studie, verweisen jedoch gleichzeitig auf ein weites Konfidenzintervall, das nur eine ungefähre Risikoabschätzung zulässt. Aufgrund des erkennbaren Trends raten die Forscherinnen und Forscher, das Angebot einer Grippeimpfung wahrzunehmen, um Doppelinfektionen zu vermeiden.

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