Co-Administration von Impfstoffen ist sinnvoll |
Christina Hohmann-Jeddi |
25.08.2021 15:50 Uhr |
Bei einem Termin gleich mehrere Impfungen zu erhalten, ist praktisch. Allerdings darf das nicht auf Kosten der Wirksamkeit gehen. / Foto: Adobe Stock/cherryandbees
Die Grippeimpfsaison beginnt in Kürze, die ersten Impfstoffe werden von den Herstellern schon ausgeliefert. Der Termin für Influenzaimpfung kann auch genutzt werden, um weitere Impflücken zu schließen. Darauf weist das Pharmaunternehmen Glaxo-Smith-Kline (GSK) in einer Pressemitteilung hin. Lebendimpfstoffe können laut Robert-Koch-Institut prinzipiell simultan verabreicht werden. Wenn sie nicht gleichzeitig appliziert werden, sollte ein Abstand von vier Wochen zu anderen Impfungen mit Lebendimpfstoffen eingehalten werden. Bei der Anwendung von Totimpfstoffen ist dies nicht nötig.
Aufgrund neuer Studiendaten hat GSK die Fachinformationen zu seinem Totimpfstoff Boostrix® gegen Diphtherie, Tetanus und Pertussis (TdPa) dahingehend geändert, dass eine Co-Administration mit einem Herpes-zoster-Totimpfstoff und einem nicht adjuvantierten, inaktivierten Impfstoff gegen saisonale Grippe möglich ist. Die klinischen Daten zeigten, dass bei gleichzeitiger Gabe von Boostrix und Shingrix® (Herpes-zoster-Vakzine) bei Personen im Alter ab 50 Jahren die Immunantworten auf die Tetanus-, Diphtherie-, Pertussis-Toxoid (PT)-, filamentöses Hämagglutinin (FHA)- und Herpes-zoster-Antigene nicht beeinflusst wurden. Lediglich für das Pertactin-Antigen (PRN, vom Pertussis-Erreger) seien im Mittel niedrigere Antikörper-Konzentrationen beobachtet worden, heißt es in der Mitteilung.
Die gleichzeitige Anwendung von Boostrix mit einem trivalenten inaktivierten Grippeimpfstoff bei Personen im Alter zwischen 19 und 64 Jahren beeinflusste die Immunantworten auf die Tetanus-, Diphtherie-, PT- und Influenzaantigene nicht. Schwächere Antikörperantworten wurden nur für die Pertussis-Antigene FHA und PRN beobachtet, die aber laut GSK nicht klinisch relevant seien.
Auch für Covid-19-Impfstoffe wurde bereits untersucht, ob sie mit anderen Impfstoffen zusammen gegeben werden können. So testete ein Team um Seth Toback vom Unternehmen Novavax, ob der Covid-19-Impfstoffkandidat NVX-CoV2373 des Herstellers mit einer saisonalen Grippeimpfung gleichzeitig appliziert werden kann, ohne die Sicherheit und die Immunogenität der beiden Vakzinen zu senken. Im Rahmen der Zulassungsstudie zu dem proteinbasierten Impfstoff, der noch keine Zulassung hat, erhielt ein Teil der Probanden einen Grippeimpfstoff der Firma Seqirus oder Placebo. Verwendet wurden je nach Alter der Probanden die adjuvantierte trivalente Vakzine Fluad® (65 Jahre oder älter) oder die zellbasierte quadrivalente Vakzine Flucelvax® Quadrivalent (unter 65 Jahre). Das Ergebnis: Systemische und lokale Reaktionen traten bei Co-Administration etwas häufiger auf als bei Einzelgabe des Covid-19-Impfstoffs und die Antikörperantwort gegen SARS-CoV-2 war geringfügig reduziert.
Alle bisher in der EU zugelassenen Covid-19-Impfstoffe und auch die noch nicht zugelassenen Kandidaten von Novavax und von Valneva sind Totimpfstoffe. Prinzipiell ist bei einer Co-Administration von Impfstoffen darauf zu achten, dass unterschiedliche Injektionsorte (an der jeweils gegenüberliegenden Körperhälfte) gewählt werden, informiert GSK.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.