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Autoimmunerkrankung Lupus

CAR-T-Zellen als mögliche Option

Die CAR-T-Zelltherapie mit modifizierten körpereigenen Immunzellen könnte auch beim systemischen Lupus erythematodes eine Behandlungsoption darstellen. Darauf deuten aktuelle Ergebnisse aus Tierversuchen hin. Das sehr effektive, aber auch extrem teure Verfahren könnte somit nicht nur bei bestimmten Leukämieformen, sondern auch bei Autoimmunerkrankungen infrage kommen.
Annette Mende
07.03.2019  14:00 Uhr

CAR-T-Zelltherapeutika wie Tisagenlecleucel (Kymriah®) und Axicabtagen Ciloleucel (Yescarta®) zielen auf die Elimination von B-Zellen mit dem Oberflächenmarker CD19 ab. Das Wirkprinzip ist die Modifikation von T-Zellen, die mit einem chimären Antigenrezeptor (CAR) gegen CD19 ausgestattet werden. Dies führt dazu, dass die CAR-T-Zellen CD19-positive Zellen angreifen und zerstören – und zwar dauerhaft, denn sie vermehren sich im Körper des Patienten wie normale T-Zellen. Bei bestimmten Leukämieformen, die sich durch einen Überschuss an CD19+-Zellen auszeichnen, kommen diese Therapien zum Einsatz.

Weitere Kandidaten für die Anwendung von CAR-T-Zelltherapien sind womöglich bestimmte Autoimmunerkrankungen, wie jetzt ein Forscherteam um Professor Dr. Rita Kansal von der University of Tennessee in Memphis im Fachjournal »Science Translational Medicine« berichtet. Die Wissenschaftler testeten das Verfahren an Mäusen mit systemischem Lupus erythematodes (SLE). Die Therapie führte zu einer dauerhaften Depletion von CD19+-Zellen. Krankheitssymptome wie Proteinurie, Hautinflammation und Entzündungsmarker im Blut besserten sich deutlich; und die Lebenszeit der Tiere verlängerte sich signifikant.

Wie die Autoren schreiben, kommt SLE als Indikation für die CAR-T-Zelltherapie infrage, weil die Erkrankung unter anderem von B-Zellen, denen autoreaktive T-Zellen notwendige Signale bereitstellen, aufrechterhalten wird. Rituximab (MabThera®), ein monoklonaler Antikörper, der gegen das B-Zell-Oberflächenantigen CD20 gerichtet ist, sei daher auch schon bei SLE-Patienten getestet worden. Die entsprechenden klinischen Studien scheiterten jedoch, sodass Rituximab nicht zur Behandlung von Patienten mit SLE zugelassen wurde.

Dass Rituximab nicht ausreichend wirksam war, liegt aus Sicht der Forscher an der begrenzten Wirkdauer und daran, dass mit dem Antikörper B-Zellen, die sich im Gewebe aufhalten, nicht vollständig abgetötet werden – beides Probleme, die die CAR-T-Zelltherapie nicht hat. Die modifizierten T-Zellen seien zudem auch deshalb stärker wirksam, weil sie anders als der Antikörper B-Zellen direkt abtöten und nicht auf die Aktivierung des körpereigenen Immunsystems angewiesen sind.

Alles in allem halten die Autoren ihre Ergebnisse für so vielversprechend, dass sie empfehlen, die CAR-T-Zelltherapie auch bei Menschen mit SLE zu testen, auch wenn dies aufgrund der erheblichen Risiken der Therapie selbstverständlich mit äußerster Vorsicht geschehen müsse.

Sollte sich der Ansatz bei SLE – und womöglich noch weiteren Autoimmunerkrankungen – bewähren, würde sich die Kostenfrage bei diesen Therapien noch einmal ganz neu stellen, weil dann erheblich mehr Patienten dafür infrage kämen als jetzt. Erst gestern vermeldete Kymriah-Hersteller Novartis, dass er wegen der hohen Therapiekosten von circa 320.000 Euro pro Patient ein neues Finanzierungsmodell anbietet. Dieses sieht die Bezahlung ausschließlich im Erfolgsfall vor.

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