Um die Planung in den Impfzentren besser gestalten zu können, soll die Nationale Impfstrategie bald um einen Impfplan erweitert werden. / Foto: imago images/Jochen Tack
Um künftig mehr Planungssicherheit in den Bundesländern zu haben, wann wie viele Covid-19-Impfstoffe geliefert werden, sollen Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) gemeinsam mit den Gesundheitsministern der Länder künftig einen Impfplan entwickeln. Das kündigte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Montag nach dem Impfgipfel an. Bei diesem Treffen, saßen EU-Vertreter, Bund, Länder sowie Pharmahersteller an einem Tisch und prüften gemeinsam das weitere Vorgehen in der Impfstrategie.
»Wir wollen etwas verändern, weil die Länder mit Recht gesagt haben, wir brauchen ein gutes Management für die Bürgerinnen und Bürger, wann die Impftermine vergeben werden können«, erklärte Merkel und reagierte damit auf die Kritik, dass in den vergangenen Wochen oftmals nur kurzfristig von Lieferungen der Impfstoffhersteller bekannt wurde. Berlins Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) erklärte, dass es wichtig sei, dass die Länder sich darauf einstellen könnten, wann Impfstoff komme. Dies sei in Bezug auf das Einladungsmanagement, aber auch für die Planung der Räumlichkeiten oder des Personals ausschlaggebend. Auch ein Apotheker, der für die Rekonstitution der Impfstoffe in einem mobilen Impfteam im Landkreis Kassel zuständig ist, erklärte bereits Ende Dezember im Interview mit der PZ, dass es vor allem an Impfstoffen und genauen Lieferterminen fehle.
Mit einem Impfplan soll nun mehr Planungssicherheit herrschen: »Es gibt die Nationale Impfstrategie, die zwischen Bundesgesundheitsminister und den Ländern entwickelt worden ist. Diese Strategie soll einen nationalen Impfplan künftig beinhalten. Entsprechend diesem Plan werden wir nach bestem Wissen die Liefertermine voraussagen«, erklärte Merkel. Dort wo man nichts voraussagen könne, werde man modellieren. Damit könnten verschiedene Szenarien entwickelt werden, um das Einladungsmanagement in den Ländern effektiver zu gestalten. Für den Biontech-Impfstoff sind die Liefertermine der Kanzlerin zufolge bis zum 23. Februar bekannt, für die anderen Impfstoffhersteller bis zum 17. Februar.
Um die Impfstoffproduktion hochzufahren, soll zudem die Produktion von Zwischenstoffen wie etwa Lipiden oder auch Ampullen angekurbelt werden, so die Kanzlerin. Wenn es beispielsweise mehr Lipide gebe, könnten auch mehr Impfstoffe produziert werden, erklärte Merkel. Das Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) soll aus diesem Grund eine Plattform gemeinsam mit dem Verband der Chemischen Industrie (VCI) entwickeln, über die in transparenter Weise alle Möglichkeiten ausgelotet werden, um die Produktion von Ampullen, Stopfen oder Spritzen zu erhöhen.
Weiter betonte Merkel, es könne mit den aktuell drei zugelassenen Impfstoffen jedem Bürger bis Ende des Sommers, also bis Ende des dritten Quartals, ein Impfangebot gemacht werden. Sie rechnete vor: »Es gibt 9 Millionen Kinder in Deutschland, für die noch keine Impfstoffe zugelassen sind.« Für die 73 Millionen Erwachsenen in Deutschland könne bis dahin ein Impfangebot gemacht werden, selbst wenn die beiden Impfstoffe von Johnson & Johnson und Curevac keine Zulassung erhalten würden.
Laut dpa-Mitteilung sollen die Impfstoff-Lieferungen für Deutschland im Laufe des Jahres deutlich anziehen. So sind für das erste Quartal 2021 18,3 Millionen Impfdosen geplant. Im zweiten Quartal soll Deutschland dann voraussichtlich 77,1 Millionen und im dritten Quartal 126,6 Millionen Impfdosen verschiedener Hersteller erhalten. Im vierten Quartal sollen dann weitere 100,2 Millionen Dosen folgen. Dabei beruft sich die Nachrichtenagentur auf eine Übersicht des Bundesgesundheitsministeriums, die der dpa vorliegt.
Die Kanzlerin hob am Montag zudem hervor, dass sich die Teilnehmer und Teilnehmerinnen des Impfgipfels darauf geeinigt hätten, die Empfehlung der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA), den Zeitabstand zwischen den beiden Impfdosen einzuhalten, weiter zu befolgen. Dies hatte auch die Ständige Impfkommission (STIKO) zuletzt klargestellt.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.