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Grippe-Saison 2021/2022

BMG legt knapp 7 Millionen Dosen Impfstoff drauf

Für diesen Herbst hat die Bundesregierung knapp 7 Millionen zusätzliche Dosen Grippe-Impfstoff beschafft. Vier tetravalente Präparate sind dabei, das Hochdosis-Vakzin Efluelda® allerdings fehlt. Insgesamt sollen erneut rund 26 Millionen Dosen in Deutschland zur Verfügung stehen.
Stephanie Schersch
28.04.2021  15:30 Uhr

Viele Apotheker blicken mit äußerst gemischten Gefühlen auf die neue Grippesaison in diesem Herbst. Die liegt zwar noch in weiter Ferne, doch wichtige Weichen wurden bereits gestellt. So mussten Praxen und Apotheken spätestens bis Ende März die Impfstoffe für die neue Saison verbindlich ordern. Auf dieser Basis läuft bei den Herstellern nun die Produktion.

Auch das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) hat Impfstoffe bestellt, die dem Markt erneut in Form einer nationalen Reserve zur Verfügung stehen sollen. Insgesamt werden auf diese Weise 6,85 Millionen zusätzliche Dosen zusammenkommen, wie das BMG nun bekanntgab. Für die Regelversorgung sollen weitere 19 Millionen Dosen zur Verfügung stehen, erklärte das Ministerium unter Berufung auf Zahlen aus dem Paul-Ehrlich-Institut. Damit würde Deutschland im Herbst auf knapp 26 Millionen Dosen Grippe-Impfstoff kommen – in etwa genauso viel wie in der abgelaufenen Saison.

Hintergrund der Bundesbestellung ist die anhaltende Coronavirus-Pandemie. Bereits im vergangenen Jahr hatte das BMG etwa 6 Millionen zusätzliche Dosen beschafft, um zu verhindern, dass neben der Pandemie eine Grippewelle losbricht. Diese Entscheidung hat man offenbar nicht bereut: Die mit der Reserve gesteigerte Durchimpfung der Bevölkerung habe sich als richtig erwiesen, zitiert die Kassenärztliche Bundesvereinigung das BMG. So habe eine Überlastung des Gesundheitssystems verhindert werden können.

Kein Efluelda aus der Reserve

Die Impfstoffe aus der Rücklage werden über den regulären Weg von Großhandel und Apotheken in die Arztpraxen gelangen. Vier verschiedene quadrivalente Vakzine sollen laut BMG darunter sein: Influsplit Tetra® (GSK), Influvac Tetra® (Mylan), Flucelvax Tetra® (Sequiris) und Vaxigrip Tetra® (Sanofi-Aventis). Nicht dabei ist hingegen der recht teure Hochdosis-Impfstoff Efluelda (Sanofi-Aventis), den die Ständige Impfkommission für alle Menschen ab 60 Jahre empfiehlt. Ein Muss ist das Vakzin für diese Gruppe allerdings nicht. Sie können in der neuen Grippe-Saison ausnahmsweise auch einen der anderen Impfstoffe bekommen. Das hatte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) mit Blick auf die Pandemie erst vor Kurzem geregelt.

Welche Auswirkungen die Reserve auf die Grippe-Saison nimmt, bleibt abzuwarten. Im vergangenen Herbst wurden die Arztpraxen von Impfwilligen regelrecht überrannt. Ausreichend Grippe-Impfstoffe standen zunächst nicht bereit, da diese immer nur schrittweise in den Markt kommen. Auch die nationale Reserve erreichte erst ab Mitte November Apotheken und Arztpraxen. Da aber war der große Ansturm bereits abgeebbt. Am Ende der Saison blieben viele Offizinen auf Impfdosen sitzen, deren Kosten sie nun selbst tragen müssen. Zwar ist ein finanzieller Ausgleich für liegengebliebene Vakzine aus der Reserve im Gespräch. Ein Ergebnis brachten entsprechende Verhandlungen zwischen dem Deutschen Apothekerverband und dem Gesundheitsministerium bislang allerdings nicht.

Unklar ist, ob das Interesse an einer Impfung auch in diesem Herbst wieder so groß sein wird. Einem überhasteten Ansturm gleich zu Beginn der Saison scheint das BMG schon einmal entgegenwirken zu wollen. »Eine Grippeschutzimpfung sollte idealerweise bis spätestens Mitte Dezember, also vor Beginn der Influenza-Saison verabreicht werden«, erklärte das BMG. »Aber auch nach diesem Zeitpunkt bleibt eine Impfung noch bis ins Frühjahr hinein sinnvoll.«

 

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