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Impfpass-Fälschungen

Biontech bietet Chargenprüfung für Comirnaty an

Um gefälschte Impfpässe zu erkennen und die Echtheit des Impfstoffs zu überprüfen, bietet der Hersteller Biontech Apothekern und anderen Gesundheitsberufen ab sofort für Comirnaty® ein Tool zur Chargenabfrage an. Darüber sollen sie unmittelbar Feedback erhalten können, ob es sich bei der vorliegenden Charge um ein Originalprodukt oder um eine Fälschung handelt.
Ev Tebroke
27.12.2021  13:34 Uhr

Menschen, die sich nicht gegen Covid-19 impfen lassen wollen, müssen im Zuge der verschärften Pandemie-Regeln im Alltag mit vielen Einschränkungen leben. Ohne Impfnachweis oder Nachweis des Genesenenstatus ist etwa der Zutritt zu Geschäften, Restaurants, kulturellen Einrichtungen und Veranstaltungen bundesweit untersagt.

Parallel dazu boomt der Handel mit gefälschten Impfpässen. Für Apotheken ist es oft schwer, die Echtheit der gelben Impfausweise zu kontrollieren. Seit Kurzem bietet das Online-Portal des Deutschen Apothekerverbands die Möglichkeit, die auf den Pässen vermerkten Chargen der Impfdosen zu überprüfen. Nun hat auch der Hersteller Biontech ein solches Tool für die Chargen-Überprüfung seines Impfstoffs Comirnaty® bereitgestellt.

Die Gefahr, dass manche sich mittels gefälschter Impfnachweise in den Apotheken einen digitalen Impfpass erschleichen wollen, scheint groß. Aktuellen Recherchen der Tageszeitung »taz« zufolge laufen deutschlandweit Tausende Ermittlungen wegen gefälschter Impfausweise. Das ergab eine Umfrage der Zeitung bei allen deutschen Landeskriminalämtern (LKA).

Demnach ermittelte allein das LKA Bayern seit Jahresbeginn in 3070 Fällen, Anfang September gab es dort erst 110 solcher Fälle. In Nordrhein-Westfalen wurden laut »taz« 2495 Fälle gezählt, fast die Hälfte davon seit Ende November. In Berlin seien es 1028 Fälle, und selbst im bevölkerungsarmen Schleswig-Holstein werde in 550 Fällen ermittelt – zwei Drittel dieser Fälle erfolgten in den letzten vier Wochen. Insgesamt würden die Behörden von einer hohen Dunkelziffer ausgehen, heißt es.

Überprüfung mit wenigen Klicks

Für Apotheken ist es schwer, die Echtheit der gelben Impfausweise zu kontrollieren. Denn das Papierdokument hat keinerlei Fälschungsschutz. Eine gute Möglichkeit bietet deshalb die Überprüfung, ob die auf dem Dokument angegebene Chargennummer tatsächlich existiert ist. Neben der Nutzung des DAV-Portals können Apotheker dafür nun auch einen neuen Service von Biontech nutzen.

Wie der Hersteller bekannt gab, lasse sich damit mit wenigen Klicks überprüfen, ob es sich bei der vorliegenden Charge um ein Originalprodukt von Biontech handelt. Apotheker und medizinisches Fachpersonal können demnach unter praxis.comirnaty.de die Chargennummer in das Suchfeld eingeben und sollen direkt eine Rückmeldung erhalten. Der neue Service gelte sowohl für die Durchstechflaschen als auch die dazugehörigen Etiketten für die Impfausweise und betreffe alle Formulierungen von Comirnaty, heißt es.

Der Biontech/Pfizer-Impfstoff ist hierzulande mit Abstand der am stärksten nachgefragte unter den Covid-19-Vakzinen. Die meisten Impfungen gegen das Coronavirus wurden im zurückliegenden Jahr mit Comirnaty durchgeführt. Das geht aus einer Tabelle des Robert-Koch-Instituts (RKI) hervor.

Demnach wurden bis zum 26. Dezember insgesamt 164,3 Millionen Dosen Impfstoff geliefert, davon 118,5 Millionen Impfdosen von Biontech. Von Moderna kamen 26,1 Millionen Dosen Spikevax®. Von Astra-Zeneca waren es insgesamt 14,4 Millionen Dosen Vaxzevria®. Die Vakzine kommt mittlerweile hierzulande aber nicht mehr zum Einsatz. Von Hersteller Janssen (Johnson & Johnson) stammen lediglich 5,2 Millionen Dosen.

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