Beschleunigt SARS-CoV-2 die Zellalterung? |
Die Wissenschaftler zeigen außerdem, dass die Expression des Seneszenzmarkers CDKN2A und verschiedener SASP-Faktor-Gene, darunter IL32, CXCL14 und MMP10, auch in den Lungenzellen von Patienten mit schwerem Long-Covid-Syndrom erhöht ist. Dies steht im Einklang mit der Beobachtung, dass ein signifikanter Anteil der Basalzellen und ein etwas geringerer Anteil der Flimmerzellen auch dann noch CDKN2A in SARS-CoV-2-infizierten hBO exprimieren, wenn SARS-CoV-2 schon gar nicht mehr nachweisbar ist. Daher liegt die Vermutung nahe, dass der durch die SARS-CoV-2-Infektion induzierte seneszenzähnliche Phänotyp an der Entwicklung des Long-Covid-Syndroms beteiligt sein könnte.
Auch in Mäusen, die mit einem an die Maus angepassten SARS-CoV-2-Stamm infiziert wurden, ließen sich nach Abklingen der virämischen Phase anhaltende Anzeichen zellulärer Seneszenz und SASP in der Lunge nachweisen. Interessanterweise ließen sich diese Anzeichen durch senolytische Medikamente, darunter der Bcl2-Inhibitor Navitoclax (ARV263) und der BET-Inhibitor ARV825, erheblich reduzieren. In Hamstern waren die senolytischen Effekte der Forschungssubstanzen allerdings nicht so ausgeprägt, was darauf hindeuten könnte, dass es in der seneszenzinduzierten Pathologie wirtsspezifische Unterschiede gibt.
Zusammenfassend deuten diese hochinteressanten Daten der japanischen Wissenschaftler auf einen neuen, möglicherweise bedeutenden Mechanismus im Rahmen der Long-Covid-Pathologie hin. Dieser könnte dadurch verursacht werden, dass eine anhaltende infektionsinduzierte parakrine Seneszenz ein Langzeit-Entzündungsgeschehen aufrechterhalten könnte.
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