Beratung nach Organtransplantation |
Wenn Patienten nach einer Organtransplantation aus dem Krankenhaus entlassen werden, haben sie bereits eine hoch dosierte immunsuppressive Therapie hinter sich. Entscheidend ist, dass die Immunsuppression individuell angepasst und konsequent fortgesetzt wird. Hierbei können Apothekenteams die Patienten maßgeblich unterstützen. / © Getty Images/Maskot
Das Thema Transplantation ist nicht nur am ersten Samstag im Juni, dem deutschen Tag für Organspende, in den Medien. Seit dem Organspendeskandal in Deutschland 2012 hat sich einiges getan: Die Regeln wurden verschärft und 2022 trat eine Gesetzesänderung zur Stärkung der Entscheidungsbereitschaft bei Organspende in Kraft (1). Dafür wurde 2024 ein Online-Register für die Erklärung zur Organ- und Gewebespende beim BfArM freigeschaltet. Hier können sich die Menschen zentral elektronisch kostenfrei und freiwillig eintragen. Auch die Aufklärung, zum Beispiel durch Hausärzte, in Apotheken und bei Erste-Hilfe-Kursen, wurde verbessert.
Trotzdem gibt es nicht genügend Spender. Zum Stichtag am 31. Dezember 2024 standen rund 8500 Menschen auf der Warteliste für ein Spenderorgan. Demgegenüber gab es im Jahr 2024 etwa 950 Organspender. Gemäß Statista waren circa 56 Prozent der 3701 Organspenden Nierenspenden, gefolgt von Leber- (24 Prozent) und Herztransplantationen (9,5 Prozent) (2, 3).
Anhand der Zahlen kann man erkennen, dass zwar keine große Population betroffen ist, aber gerade aufgrund der geringen Bereitschaft zur Organspende sollten die transplantierten Organe sorgfältig behandelt werden. Dafür ist eine adäquate Arzneimitteltherapie zur Verhinderung von Abstoßungen essenziell.
Es gibt keine konkreten Zahlen zum Altersdurchschnitt der Organempfänger. Mit der generell steigenden Lebenserwartung steigt auch die Lebenserwartung der Empfänger, sodass eine jahrzehntelange Therapie mit Immunsuppressiva und potenzielle Folgetransplantationen zunehmen werden.
Menschen mit Organtransplantation brauchen eine verlässliche Beratung in der Apotheke. / © Getty Images/sturti
Hier kommt die öffentliche Apotheke ins Spiel: Transplantierte Menschen sind automatisch Stammkunden und bauen über die Zeit ein Vertrauensverhältnis zur Apotheke auf. Eine lückenlose Versorgung ist enorm wichtig und auch die Grenzen der Selbstmedikation sind für diese Patientengruppe anders zu werten als bei Nicht-Transplantierten.
Um dieser vulnerablen Population gerecht zu werden, gibt es seit Sommer 2022 die pharmazeutische Dienstleistung (pDL) »Pharmazeutische Betreuung von Organtransplantierten« (4). Je nach Organ sind spezifische Besonderheiten zu beachten. Eines haben alle gemeinsam: Die kompetente Beratung durch Apotheker erhöht das Verständnis der Therapie und kann Nebenwirkungen und Wechselwirkungen verringern.
In diesem Artikel geht es um die Beratung von Patienten nach soliden Organtransplantationen; anhand eines Beispiels eines nierentransplantierten Patienten wird die pDL veranschaulicht.