Beratung nach Organtransplantation |
Neben der Einnahme von Begleittherapien stehen auch allgemeine Verhaltenshinweise im Fokus, die das Apothekenteam den Betroffenen mitgeben sollte. Aufgrund der immunsuppressiven Wirkung von UV-Strahlung und dem Risiko für die Entwicklung von Hautkrebs sind Sonnenschutzpräparate mit hohem Lichtschutzfaktor für Patienten nach Organtransplantation wichtig.
Bezüglich Impfungen ist zu sagen, dass Impflücken am besten vor der Transplantation geschlossen werden sollten und dass Lebendimpfstoffe, zum Beispiel gegen Gelbfieber, unter der immunsuppressiven Therapie kontraindiziert sind. Generell sollten Impfungen konsequent aktualisiert werden und serologische Kontrollen erfolgen, da die humorale Impfantwort reduziert ist.
Auch bei der Körperhygiene gibt es einiges zu beachten: Neben dem täglichen Waschlappen- und Handtuchwechsel sind auch das Eincremen der Haut und die Mundhygiene zur Infektionsvermeidung wichtig.
Bei Fernreisen müssen die Patienten beachten, dass sie ihre Immunsuppressiva aufgrund der Zeitverschiebung eventuell zu anderen Uhrzeiten einnehmen müssen. / © Adobe Stock/industrieblick
Für die Ernährung gilt: Eine gute Hände- und Küchenhygiene ist Pflicht. Die Patienten sollten Getränke- und Eiswürfelspender wegen der Verkeimungsgefahr meiden und auf rohes Fleisch und Fisch, rohe Eier, Salatbars und Trockenobst (erhöhtes Risiko für Schimmelpilzbelastung) verzichten. Das Mindesthaltbarkeitsdatum von Lebensmitteln ist strengstens zu beachten. Meistens gibt es in den Transplantationszentren Merkblätter zur Lebensmittelauswahl, in denen geeignete Alternativen benannt werden.
Auch die Haltung von Haustieren muss differenziert betrachtet werden. Insbesondere in den ersten zwei Jahre nach Transplantation sollte von der Anschaffung eines Tieres abgesehen werden. Grundsätzlich muss zwischen den Tierarten unterschieden werden: Ein gesunder, entwurmter und geimpfter Hund kann eher gehalten werden als ein Papagei (Risiko für Psittakose). Generell sollte der Kontakt zu tierischen Exkrementen vermieden werden.
Auch im Alltag gibt es einige Tabus: Topfpflanzen (Risiko für Aspergillen), Sandkästen (Toxoplasmose) und der Kontakt zu Tauben (Kryptokokken) sollten gemieden werden. Auch die Kontaktpersonen von organtransplantierten Menschen sollten auf eine gute Hygiene achten.
Auf Reisen müssen die Patienten noch weitere Dinge beachten: Zeitverschiebungen erfordern möglicherweise andere Einnahmezeitpunkte der Immunsuppressiva, die medizinische Versorgung vor Ort kann bedeutend schlechter sein und eine Auslandskrankenversicherung ist unabdingbar.
Auch die Grenzen der Selbstmedikation sind bei Menschen nach Organtransplantation anders zu werten. Schon simple Symptome wie Abgeschlagenheit oder Kopfschmerzen können Anzeichen einer Abstoßungsreaktion sein und die Patienten sollten sich in ihrem Transplantationszentrum melden. Insbesondere bei Fieber oder reduzierter Urinmenge sollten sie sofort einen Arzt aufsuchen. Abstoßungsanzeichen können sowohl plötzlich als auch schleichend auftreten; daher ist der Arztbesuch frühzeitig zu empfehlen.
Wenn die Patienten mit dem Wunsch nach Schmerzmitteln in die Apotheke kommen, sollte die Auswahl des passenden Analgetikums immer kritisch hinterfragt werden: NSAR wie Ibuprofen sollten bei Nierentransplantierten gegen Paracetamol getauscht werden. Auch Vitamin-Supplementierungen sollten nur bei Mängeln nach Rücksprache mit dem Arzt und spezifisch erfolgen.
Ein guter Impfschutz ist generell sehr wichtig, und Impflücken sollten am besten vor der Transplantation geschlossen werden. Lebendimpfstoffe sind unter der immunsuppressiven Therapie kontraindiziert. / © Adobe Stock/Ralf Geithe
Auch die Verhütungsmethode sollte bei transplantierten Frauen hinterfragt werden. Am sichersten sind Kondome und die Verwendung von Spermiziden, da die Wirkung der Pille durch die Immunsuppressiva abgeschwächt sein kann.
Neben allgemeinen Beschwerden gibt es organspezifische Abstoßungssymptome: Sobald ein Lebertransplantat abgestoßen wird, kann es zu einer Gelbfärbung von Augen und Haut kommen. Bei Patienten nach einer Herztransplantation können Herzrhythmusstörungen vorkommen und nach einer Lungentransplantation ist Luftnot ein Alarmsymptom.
Auch zur Prävention kardiovaskulärer Komplikationen sowohl medikamentös (Einnahme von CSE-Hemmer, Thrombozytenaggregationshemmer, Blutdruckmanagement) als auch durch Verhaltensanpassungen (regelmäßige Bewegung, gesunde Ernährung, Verzicht auf Rauchen) kann das Apothekenteam unterstützend beraten.