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Ansturm der Viren

Beratung in Pandemie-Zeiten

Das Coronavirus SARS-CoV-2 hat den Beratungsalltag in der Offizin verändert. Gleich geblieben ist die Tatsache, dass sich verunsicherte Patienten auf den seriösen Rat von ­Apotheker und PTA verlassen können. Was muss man jetzt in Pandemiezeiten, wenn Erkältungs- und Grippeviren zusätzlich ­zirkulieren, für die Beratung wissen?
Elke Wolf
29.10.2020  10:00 Uhr

Abstand hält Grippe fern

Mit Sorge schaut man auf den Winter; die Kollision einer schweren Influenzawelle und der laufenden Pandemie könnte das deutsche Gesundheitswesen stark unter Druck setzen. Einerseits würde das Aufeinandertreffen beider Viruserkrankungen denselben Personenkreis besonders gefährden und andererseits die Kapazitäten im Gesundheitswesen, in Praxen und Kliniken extrem herausfordern.

Deshalb erhält die Grippeimpfung in diesem Jahr besondere Aufmerksamkeit. Dabei ist die Vermeidung von Doppelinfektionen nur einer von vielen guten Gründen, die eine Impfung vor allem von Risikopatienten fast erzwingt. Eine Grippeimpfung schützt nicht nur vor lungenbedingten Komplikationen der Influenza, sondern senkt auch das Risiko für Schlaganfall und Herzinfarkt. Denn diese Risiken sind nach Infektionen, nicht nur bei Influenza, über Tage bis Wochen deutlich erhöht. In einer Studie stieg das Herzinfarktrisiko in der ersten Woche nach einer Grippe um das Sechsfache. Entsprechend ist eine Impfung, die eine Grippeerkrankung verhindert, als Prophylaxe wirksam. Das bestätigt etwa eine Metaanalyse der Cochrane Collaboration aus dem Jahr 2015. Die Auswertung von vier Studien zur Wirksamkeit der Grippeimpfung auf die Herz­gesundheit bei Älteren und Patienten mit Vorerkrankungen am Herzen ergab eine Senkung der kardiovaskulären Mortalität um 55 Prozent.

Als optimalen Zeitpunkt für eine Grippe­impfung werden zwar generell die Monate Oktober und November – also bevor Grippeviren zirkulieren – angegeben, denn es dauert etwa zwei Wochen, bis ein Immunschutz aufgebaut ist. Allerdings sollte man auch nicht zu früh impfen, da bei der Antikörperproduktion etwa nach zwei bis vier Wochen ein Peak erreicht wird. Danach nimmt die Verfügbarkeit der Antikörper graduell wieder ab. Nach einigen Monaten sind die durch Impfung entstandenen Plasmazellen, die grippespezifische Antikörper produzieren, fast vollständig wieder verschwunden. Das zeigt eine aktuelle Untersuchung im Fachjournal »Science«. Damit ist der Grippeschutz kurzfristiger als gedacht. Anmerkung: Ob die in diesem Jahr bereits im September Geimpften Anfang des neuen Jahres dann noch ausreichend geschützt sind, bleibt dahingestellt.

Allerdings besteht auch die Hoffnung, dass die geltenden Abstandsregeln und weitere Maßnahmen das Influenzavirus in seiner Verbreitungs­dynamik beschneiden können. »Es ist bekannt, dass Influenza den Menschenansammlungen folgt und sich entlang der Hauptverkehrswege ausbreitet. Wenn die unbesetzt sind, also Menschen sich nicht mehr so häufig begegnen, und wir auf Hygiene achten, hat auch die Grippe einen schweren Stand«, sagte etwa Professor Dr. Eva Hummers, Mitglied der STIKO, gegenüber der Ärzte Zeitung. »In Australien passiert jetzt das, was wir hier im Frühjahr hatten. Dass sozusagen in der Woche, nachdem die Lockdown-Maßnahmen umgesetzt wurden, die Grippe auch vorbei war. Man sieht also, wie effektiv Distanzierungsmaßnahmen auch gegen Influenza wirken.«

Dass sich kozirkulierende Viren gegenseitig beeinflussen – man spricht von viraler Interferenz –, war in den vergangenen Monaten Gegenstand vieler Forschungsarbeiten. Was mit Blick auf die begonnene Saison der Atemwegsinfekte zu erwarten ist, kann freilich nur in Modellen berechnet beziehungsweise auf die derzeit laufende Pandemie ex­trapoliert werden. In jedem Fall sind die Studienergebnisse uneinheitlich, gleichzeitig zirkulierende Viren können sich hemmend, aber auch verstärkend auf die Verbreitung auswirken.

Dass es tatsächlich auch einen antagonistischen Effekt der viralen Interferenz geben kann, stellten US-amerikanische Forscher im Fachjournal »The Lancet Microbe« vor. Ihren Analysen zufolge schützt ein Schnupfen etwa fünf Tage lang vor einer Infektion mit Grippeviren. Sie zeigten, dass Rhinoviren nachfolgende Infektionen mit anderen respiratorischen Viren durch Hochfahren der Interferon-Freisetzung in den Atemwegszellen unterdrücken können. Das ist erstaunlich, denn so würden Viren vor Viren schützen.

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