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Häufige Kinderkrankheiten
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Belastung im Familienalltag

Ist der Nachwuchs erkrankt, ist meistens die gesamte Familie involviert. Neben der Sorge um den Patienten gilt es Job, Alltag und Geschwisterkinder zu managen. Erste Anlaufstelle bei »Kita-Krankheiten« ist häufig die Apotheke. Viele Infekte lassen sich im Rahmen der Selbstmedikation behandeln.
AutorKontaktCarolin Kühnast
Datum 17.12.2025  18:00 Uhr

In der kalten Jahreszeit jagt häufig ein Infekt den anderen. Auslöser sind meisten Viren wie Influenza, SARS-CoV-2, Adeno- und Rhinoviren sowie das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV). Typische Symptome sind Husten, Schnupfen, Halsschmerzen, Kopf- und Gliederschmerzen sowie Fieber, die mal mehr und mal weniger häufig auftreten. Das betroffene Kind sollte viel schlafen, sich ausruhen und zu Hause auskurieren.

Besonderes gepflegt werden sollten dann die Schleimhäute, da trockene Heizungsluft in Innenräumen es den Erregern erleichtert, in den Körper einzudringen. Eine Inhalation mit isotonischer Kochsalzlösung mithilfe eines Verneblers ist genauso empfehlenswert wie Nasentropfen oder -salben zur Befeuchtung mit Dexpanthenol. Reicht die Befeuchtung der Nasenschleimhaut allein nicht aus, können abschwellende Nasentropfen mit α-Sympathomimetika in altersgerechter Dosierung und kurzzeitig eingesetzt werden.

Das Lutschen von Bonbons, sofern das Kind dies bereits kann, und eine ausreichend hohe Flüssigkeitszufuhr sind weitere Möglichkeiten. Für Kinder ab zwei Jahren sind ätherische Öle wie Thymian oder Eukalyptus zum Einreiben, als Raumduft oder Badezusatz sinnvoll, da sie schleimlösend wirken.

Husten, Schmerzen und Fieber

Bei leichtem Husten helfen pflanzliche Expektoranzien. Sie enthalten ätherische Öle, Saponine oder Schleimstoffe und wirken reizlindernd, schleimlösend und in einigen Fällen auch bronchodilatierend. Hat das Kind Fieber und Schmerzen, eignen sich flüssige Zubereitungen mit Ibuprofen oder Paracetamol. Nach Rücksprache mit dem Arzt können die Wirkstoffe auch alternierend gegeben werden. Für dieses Vorgehen sprechen sich die Autoren der S3-Leitlinie »Fiebermanagement bei Kindern und Jugendlichen« aus.

Auch wenn die viralen Erreger bei Kindern in der Regel nur milde Krankheitsverläufe verursachen, sollten die Eltern bei schweren Symptomen, gelblichem oder rötlichem Auswurf, schlechtem Allgemeinzustand sowie bei quälendem Husten über Nacht und plötzlichem starken Fieber zum Kinderarzt gehen. Gleiches gilt, wenn trotz Selbstmedikation keine Besserung eintritt. Eine schnelle Atmung oder Atemnot könnte zum Beispiel auf einen schweren Verlauf mit RSV hindeuten und ein bellender Husten auf Keuchhusten.

Eine bakterielle Infektion wird mit Makrolid-Antibiotika wie Azithromycin oder Clarithromycin behandelt und sollte frühzeitig erfolgen, um die Ansteckungsfähigkeit zu reduzieren. Bei einer Bronchitis mit obstruktiven Beschwerden werden häufig Salbutamol-Tropfen zur Inhalation empfohlen. Bewährt hat sich auch ein Pelargonium-sidoides-Wurzel-Trockenextrakt (EPs® 7630). Bei starkem Reizhusten in der Nacht kann auch ein Antitussivum mit Noscapin als Saft verordnet werden.

Gastroenteritis mit Durchfall und Erbrechen

Zu den häufigen Kinderkrankheiten zählen auch Magen-Darm-Infekte mit Symptomen wie Erbrechen, Übelkeit, Durchfall, Fieber, Bauchschmerzen oder -krämpfen. Auslöser sind meist Rota-, Noro- oder Adenoviren, seltener bakterielle Erreger wie enterohämorrhagische Escherichia coli (EHEC). Problematisch ist vor allem die Gefahr einer Dehydration, die bei kleinen Kindern schnell eintreten kann. Die Autoren der S2k-Leitlinie »Gastrointestinale Infektionen« betonen daher, wie wichtig eine ausreichend hohe Flüssigkeits- und Elektrolytzufuhr ist.

Empfohlen werden standardisierte orale Rehydratationslösungen, die als gebrauchsfertiges Elektrolytpulver zur Zubereitung einer Lösung an die Eltern abgegeben werden können. Die Dosierung richtet sich nach dem Alter des Kindes; viele Produkte sind bereits für Säuglinge geeignet. Hingegen werden Antiemetika wie Dimenhydrinat bei Kindern mit einer einfachen akuten Gastroenteritis aufgrund potenzieller Nebenwirkungen bei Überdosierung nicht empfohlen.

Bei Blut im Stuhl, wässrigem Durchfall, wiederholt trockenen Windeln beziehungsweise kaum Urinabsatz, geringer Trinkmenge, Schmerzen, Fieber oder schlechtem Allgemeinzustand sollte ein Kinderarzt aufgesucht werden. Schleimig-blutige Durchfälle weisen auf eine bakterielle Infektion hin, die nach Erregerdiagnostik und in Ausnahmefällen mit einem Antibiotikum, meist mit Azithromycin, behandelt wird.

Juckreiz, Ausschlag und Rötungen

Häufig sind auch Hauterkrankungen, darunter virale wie die Hand-Fuß-Mund-Krankheit, Ringelröteln, Drei-Tage-Fieber und selten Windpocken sowie bakterielle wie Scharlach und Borkenflechte. Die Hautveränderungen unterscheiden sich in der Lokalisation und im Erscheinungsbild, haben aber gemeinsam einen Ausschlag mit Pusteln, Rötungen und Juckreiz. Bläschen im und am Mund führen häufig zu Halsschmerzen oder Schluckbeschwerden.

Bei viralen Ursachen wird in der Regel symptomatisch behandelt. Eingesetzt werden juckreizlindernde Cremes oder Lotionen mit Zink und Polidocanol. Im Mundbereich helfen antiphlogistische und lokalanästhesierende Wirkstoffe wie Salbei- und Kamillenextrakt sowie Lidocain.

Bei Verdacht auf Scharlach sollte sofort eine kinderärztliche Praxis aufgesucht werden. Die Infektion wird systemisch mit Antibiotika behandelt, um Komplikationen zu vermeiden und das Ansteckungsrisiko einzudämmen. Eingesetzt werden Penicillin und alternativ bestimmte Cephalosporine, Clarithromycin oder Clindamycin. Borkenflechte wird laut Robert-Koch-Institut (RKI) hingegen mit desinfizierenden und antibiotischen Topika wie Povidon-Jod und Fusidinsäure behandelt. Nur in seltenen Fällen kommen systemische Antibiotika zum Einsatz.

Juckreiz und Rötungen im Bereich der Augen können auf eine Konjunktivitis hindeuten. Leichte Infektionen werden mit kühlenden Auflagen und befeuchtenden Augentropfen behandelt. Bei einer komplizierten bakteriellen Infektion der Bindehaut kommen nach kinderärztlicher Verordnung auch antibiotische Tropfen oder Salben mit Fluorchinolonen wie Ofloxacin und Ciprofloxacin oder Aminoglykosiden wie Gentamicin zum Einsatz.

Ansteckung vermeiden

Die meisten Auslöser von Kinderkrankheiten sind hochansteckend. Händewaschen und Masken helfen, Ansteckungen in der Familie zu verhindern. Das ist besonders wichtig, wenn Immunsupprimierte, Schwangere oder andere Risikogruppen im Haushalt leben. Neugeborene zeigen zum Beispiel oft schwere RSV-Verläufe und eine Ringelrötel-Infektion in der Schwangerschaft ist ein gesundheitliches Risiko für den Fetus.

Beim Auftragen von Topika auf infizierte Hautstellen oder Windelwechseln bei einer akuten Gastroenteritis sollten Einmalhandschuhe getragen oder die Hände im Anschluss desinfiziert werden. Nicht zuletzt sollten Oberflächen und Türklinken regelmäßig gesäubert werden. 

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