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Häufige Arzneistoffe

Steckbrief Azithromycin

Das Makrolid Azithromycin zählt zu den am häufigsten verordneten Antibiotika. Verwandt ist es mit Erythromycin, besitzt aber einen 15- statt eines 14-gliedrigen Rings. Darüber hinaus gibt es weitere Unterschiede, aber auch Gemeinsamkeiten mit anderen Makroliden.
Sven Siebenand
02.06.2021  07:00 Uhr

Wie wirkt Azithromycin?

Der Wirkungsmechanismus von Azithromycin beruht auf der Hemmung der Proteinbiosynthese durch Bindung an die 50S-Untereinheit des bakteriellen Ribosoms. Hieraus resultiert eine bakteriostatische Wirkung.

In welchen Indikationen ist Azithromycin zugelassen?

Das Antibiotikum kommt zur Behandlung verschiedener bakterieller Infektionskrankheiten zum Einsatz. So verordnen Ärzte es zum Beispiel bei Infektionen der unteren Atemwege wie Pneumonie und Bronchitis, aber auch bei Sinusitis, Otitis media, Pharyngitis und Tonsillitis. Auch bei leichten bis mittelschweren Infektionen der Haut und des Weichteilgewebes wird Azithromycin angewendet, ebenso bei genitalen durch Chlamydien verursachten Infektionen.

Welche Dosierung von Azithromycin wird empfohlen?

Die Halbwertszeit von Azithromycin liegt bei zwei bis vier Tagen, sodass eine einmal tägliche Einnahme und eine besonders kurze Behandlungsdauer möglich sind. Die Gesamtdosis beträgt bei Erwachsenen und Jugendlichen über 45 kg Körpergewicht in der Regel 1,5 g Azithromycin, die entweder nach einem Drei-Tage-Therapieschema oder einem Fünf-Tage-Therapieschema eingenommen wird. Im ersten Fall wird an drei Tagen einmal täglich 500 mg eingenommen. Im zweiten Fall liegt die Initialdosis am ersten Tag ebenfalls bei 500 mg, gefolgt von 250 mg täglich an den Tagen 2 bis 5. Die Gesamtdosis zur Behandlung von unkomplizierten Genitalinfektionen durch Chlamydia trachomatis beträgt 1000 mg Azithromycin. Sie wird auf einmal eingenommen.

Welche Nebenwirkungen sind möglich?

Sehr häufig kommt es zu Durchfall, häufig sind andere gastrointestinale Beschwerden wie Erbrechen, Übelkeit und Bauchschmerzen. Auch Kopfschmerzen und zum Beispiel verringerte Lymphozytenzahlen werden häufig beobachtet.

Da Azithromycin in erster Linie über die Leber eliminiert wird, sollte die Anwendung bei Patienten mit einer schweren Lebererkrankung nur mit Vorsicht erfolgen. Bei Auftreten von Symptomen einer Leberfunktionsstörung sollten unverzüglich Leberfunktionstests/Bestimmungen der Leberwerte durchgeführt werden.

Was ist mit Azithromycin in Schwangerschaft und Stillzeit?

Laut embryotox.de, der Website des Pharmakovigilanz- und Beratungszentrums für Embryonaltoxikologie der Berliner Charité, kann Azithromycin in Schwangerschaft und Stillzeit indikationsgerecht eingesetzt werden. Als besser geeignete Alternativen bei Schwangeren werden allerdings Penicilline und Cephalosporine genannt. In den Fachinformationen drücken sich die Hersteller für gewöhnlich zurückhaltender aus. Dies ist auch bei Azithromycin-haltigen Medikamenten der Fall.

Welche Wechselwirkungen gilt es zu beachten?

Im Gegensatz zu anderen Makroliden interagiert Azithromycin nicht wesentlich mit dem Cytochrom-P450-System in der Leber. Das ist ein klarer Vorteil.

Bei Patienten, die sowohl Azithromycin als auch Antazida erhalten, sollten beide Arzneimittel nicht zeitgleich eingenommen werden. Azithromycin sollte mindestens eine Stunde vor oder zwei Stunden nach dem Antazidum eingenommen werden.

Unter Behandlung mit Makrolid-Antibiotika kann es zur Verlängerung des QT-Intervalls am Herzen kommen. Das kann zu Arrhythmien oder Torsade de pointes führen – auch unter Azithromycin. Bei der Abwägung von Risiken und Nutzen des Antibiotikums für Risikogruppen muss die Gefahr einer QT-Zeit-Verlängerung daher berücksichtigt werden. Zu den Risikogruppen zählen auch Personen, die gleichzeitig andere QT-Zeit-verlängernde Wirkstoffe erhalten, zum Beispiel Antiarrhythmika wie Amiodaron und Sotalol.

Wer hatʼs erfunden?

Niemand aus der Schweiz. In den 1990er-Jahren brachte die Firma Pfizer Zithromax®, das wohl bekannteste Azithromycin-Präparat, auf den Markt. Entwickelt wurde der Wirkstoff jedoch schon Ende der 1970er- /Anfang der 1980er-Jahre im ehemaligen Jugoslawien bei der Firma Pliva. In den 1980er-Jahren gab es dort bereits das Medikament Sumamed®, dessen Name sich angeblich von summa summarum medicinae ableitet, die Summe aller Erkenntnisse der Heilkunst.

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