Bei Diltiazem plus DOAK Blutungsrisiko im Blick behalten |
Sven Siebenand |
25.04.2024 18:00 Uhr |
Bei Vorhofflimmern werden zur Schlaganfallprophylaxe oft Antikoagulanzien aus der Gruppe der Faktor-Xa-Hemmer angewendet. Um die ventrikuläre Schlagfrequenz bei Herzrhythmusstörungen zu reduzieren, sind zudem auch Betablocker oder der Calciumkanalblocker Diltiazem im Einsatz. / Foto: Adobe Stock/Soni's
Bei Vorhofflimmern werden zur Schlaganfallprophylaxe oft Antikoagulanzien aus der Gruppe der Faktor-Xa-Hemmer angewendet. Dazu zählen auch Apixaban und Rivaroxaban. Um die ventrikuläre Schlagfrequenz bei Herzrhythmusstörungen zu reduzieren, sind zudem Betablocker wie Metoprolol oder der Calciumkanalblocker Diltiazem im Einsatz.
In »JAMA« hat ein Team um Dr. Wayne A. Ray von der Vanderbilt University School of Medicine in Nashville nun die Ergebnisse einer Untersuchung veröffentlicht, die nahelegen, dass die Kombination von Apixaban oder Rivaroxaban mit Diltiazem im Vergleich zur Kombination mit Metoprolol mit einem höheren Risiko für schwere Blutungen einhergeht. Dies scheint demnach vor allem ab einer Diltiazem-Dosis von mehr als 120 mg pro Tag der Fall zu sein. Der Hintergrund: Diltiazem ist ein mäßiger CYP3A4-Hemmer, der den Abbau der beiden direkten oralen Antikoagulanzien (DOAK) hemmt, was deren Effekt verstärken und somit Blutungen verursachen kann.
Die Forscher analysierten Daten von insgesamt 204.155 Menschen mit Vorhofflimmern im Alter von 65 Jahren oder älter. Alle wurden mit Apixaban oder Rivaroxaban behandelt und hatten zudem eine Therapie mit Diltiazem (n = 53.275) oder Metoprolol (n = 150.880) erhalten. Die Patienten wurden bis zu einem Jahr nachbeobachtet. Der primäre Endpunkt war zusammengesetzt aus blutungsbedingter Hospitalisierung und Tod mit Evidenz für kürzlich erfolgte Blutungen.
In der Diltiazem-Gruppe zeigte sich im Vergleich zum Metoprolol-Arm ein erhöhtes Risiko für das Eintreten des primären Endpunkts. Die Hazard Ratio (HR) betrug 1,21. Blickt man nur auf das Risiko für blutungsbedingte Hospitalisierungen, lag die HR bei 1,22, während die Analyse der zweiten Einzelkomponente des primären Endpunkts, die blutungsbedingten Sterbefälle, eine HR von 1,19 ergab.
Ferner fanden die Forscher heraus, dass das Risiko für Blutungen dosisabhängig ist. War die initiale Diltiazem-Dosis höher als 120 mg/d, so lag die HR bei 1,29. Bei niedrigeren Dosen ermittelte man dagegen eine HR von 1,13. Wurden hoch dosiertes und niedrig dosiertes Diltiazem direkt verglichen, betrug die HR für den primären Endpunkt 1,14.
In der Originalpublikation betonen Ray und Kollegen, dass Diltiazem gegenüber Metoprolol auch manche Vorteile aufweise, und schlagen vor, die Interaktion von Apixaban oder Rivaroxaban und Diltiazem besonders bei Hochrisikopatienten, etwa älteren Menschen oder Menschen mit Blutungen in der Vorgeschichte, stärker zu berücksichtigen.