Begleiten bis zum Lebensende |
In den letzten Lebenstagen und -stunden kommt es häufig zu Bewusstseinseintrübungen. Der sterbende Mensch scheint die meiste Zeit tief zu schlafen. Dennoch wirkt er vielleicht zeitweise unruhig, nestelt an der Bettdecke oder greift mit den Händen in die Luft. Auch optische und akustische Halluzinationen können auftreten. Vertraute Personen werden oft nicht mehr erkannt. Dazwischen liegen manchmal kurze Phasen von überraschender Klarheit. Diese Veränderungen mit Ruhe, emotionaler und körperlicher Nähe zu begleiten, ist eine große Herausforderung.
Der Körper des Sterbenden verändert sich sichtbar und spürbar. Der Blutdruck fällt, der Puls verändert sich. Die Körpertemperatur sinkt, Arme und Beine fühlen sich kühler an und können eine bläuliche Farbe annehmen. Der Körpergeruch kann durch den nachlassenden Stoffwechsel variieren. Die Augen wirken eingetrübt und sinken nach hinten, die Nase wird spitz. Der Mund bleibt meist offen; manchmal bildet sich zwischen Mund und Nase ein weißes Dreieck, weil die Durchblutung reduziert ist. Ob und in welcher Kombination diese Symptome auftreten, ist individuell unterschiedlich.
Am längsten bleiben das Gehör und der Geruchssinn erhalten. Auch wenn Menschen im Sterbeprozess nicht mehr reagieren, kommen Worte nach Einschätzung der meisten Fachleute bis zum Schluss an.
Das Ende des Lebens geht meistens undramatisch vonstatten. Der Körper stellt allmählich seine Funktionen ein. Zwischen den Atemzügen treten längere Pausen ein, irgendwann folgt kein weiteres Einatmen mehr. »Wann genau ein Mensch geht, ist nicht vorhersagbar«, betont Sattelberger. »Auch wenn man sich vorgenommen hat, ihn bis zum Schluss zu begleiten, kann es sein, dass er stirbt, wenn gerade niemand in der Nähe ist.«
Nach dem Tod besteht kein Grund zur Eile. Angehörige und Nahestehende können sich so viel Zeit nehmen, wie sie brauchen, um Abschied von dem Verstorbenen zu nehmen. Ist der Tod in der Nacht eingetreten, reicht es, den Hausarzt am nächsten Tag zu verständigen. Wenn er oder sie nicht erreichbar ist, kann auch der ärztliche Notdienst den Totenschein ausstellen.
Zeitnah sollte man auch die engsten Verwandten und Freunde, das Pflege- und Palliativteam sowie ein Bestattungsinstitut über den Tod informieren. Wie lange der Leichnam zu Hause aufgebahrt werden darf, ist je nach Bundesland oder Kommune unterschiedlich geregelt; meist sind es 24 bis 48 Stunden.
Tiefer Schmerz / © Shutterstock/Elnur
Selbst wenn der Tod lange vorauszusehen und für alle Beteiligten vielleicht auch eine Erlösung war, ist er für die Zurückgelassenen dennoch oft ein Schock. Die ersten Tage und Wochen danach sind mit Formalitäten ausgefüllt, sodass die Trauer manchmal erst verspätet mit voller Wucht zuschlägt. Wichtig ist, den Gefühlen Raum zu geben. Den Verlust eines geliebten Menschen zu verarbeiten, erfordert Zeit – Monate oder Jahre. Oft verläuft die Trauer in Wellen.
Hilfreich und entlastend können Gespräche mit anderen Hinterbliebenen sein, mit Freunden, Verwandten oder in einer Trauergruppe. Auch Hospizdienste bieten oft Unterstützung.
Im Verlauf des Trauerprozesses kann zunehmend das Bewusstsein erwachsen, dass mit dem Tod zwar die physische Anwesenheit eines Menschen verschwunden ist – die innere Beziehung zu ihm aber nie endet.
Clara Wildenrath ist Diplom-Biologin, Wissenschaftsjournalistin und Buchautorin. Sie berichtet sowohl für Fachkreise als auch für Laien über Grundlagen und Neuerungen in der Medizin. Zu ihren Schwerpunktthemen gehören unter anderem die Gynäkologie, Immunologie und Biochemie.