Begleiten bis zum Lebensende |
Trotz aller Unterstützung bleibt es für die Nahestehenden zu Hause eine Herausforderung, Sterbende bis zum Schluss zu begleiten. Niemand kann genau sagen, wie lange der Sterbeprozess dauern wird – Tage, Wochen, unter Umständen sogar Monate? Oft wird die Kommunikation mit dem geliebten Menschen schwieriger: Hat er Schmerzen, was tut ihm gut, was bereitet ihm Unbehagen?
Viele Angehörige machen die Erfahrung, dass sich das Leben und die Persönlichkeit eines Menschen im Sterben widerspiegeln. Wer eher zurückhaltend war, sucht vielleicht noch mehr Ruhe als bisher. Sehr aktive Menschen zeigen möglicherweise viel Unruhe und haben gerne Freunde und Familie um sich. Manchmal verhält es sich aber auch genau entgegengesetzt. Einige hören gerne ihre Lieblingsmusik, andere lieben die Stille. Auch auf den Duft von Aromaölen, auf Lageveränderungen, eine sanfte Massage oder Wärmeanwendungen reagiert jeder unterschiedlich. Intuition, Einfühlungsvermögen und genaue Beobachtung helfen herauszufinden, was momentan passt.
Gespräche, sofern sie noch möglich sind, verändern sich. Viele Sterbende blicken noch einmal auf ihr Leben zurück und ziehen Bilanz. Das gemeinsame Erinnern an schöne Momente kann für beide Seiten sehr erfüllend sein. Manchmal kommen auch Schuldgefühle oder ungelöste Konflikte zutage. Vielleicht ist es noch möglich und gewünscht, eine Aussprache mit den beteiligten Personen zu organisieren, vielleicht ist auch »nur« einfühlsames Zuhören gefragt.
Entscheidend ist, was dem sterbenden Menschen guttut: Kerzen, Aromaöle, Massage, Musik, Stille … / © Adobe Stock/Nik_Merkulov
Selbst bei Menschen, die sich von ihrer Kirche oder Glaubensgemeinschaft distanziert haben, erwacht vor dem Tod bisweilen der Wunsch nach seelsorglichem Beistand oder religiösen Ritualen, etwa Sterbesakramenten.
Nicht selten äußern Menschen im Angesicht einer schweren Erkrankung oder altersbedingter Einschränkungen auch den Wunsch, das Leben möge schneller zu Ende gehen. Das kann die Angehörigen sehr belasten. »Meistens geht es dabei aber gar nicht um den Wunsch nach einem assistierten Suizid«, sagt Sattelberger, »sondern um die Angst, eine Belastung zu sein oder körperliches Leid aushalten zu müssen.« Wichtig sei, die Aussage ernst zu nehmen und genau nachzufragen, was damit gemeint ist. Dann kann man gemeinsam nach Lösungen suchen, zum Beispiel nach einer besser wirksamen Medikation oder psychosozialer oder anderer Begleitung.