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Covid-19

BCG-Impfstoff könnte Todesfälle reduzieren

Länder mit hohen BCG-Impfraten weisen vergleichsweise niedrige Sterblichkeitsraten auf. Das zeigt eine Analyse von Mortalitätsdaten aus der ganzen Welt, die jetzt im Fachjournal »PNAS« publiziert wurde.
Carolin Lang
13.07.2020  11:00 Uhr

Wissenschaftler um Assistenzprofessor Dr. Luis Escobar vom College of Natural Resources and Environment in Virginia gingen der Frage nach, warum die Sterblichkeitsrate von Covid-19 in einigen Entwicklungsländern niedriger ist als erwartet. Dazu analysierten sie Mortalitätsdaten aus der ganzen Welt und setzen sie in Relation mit den Durchimpfungsraten mit dem Tuberkulose-Impfstoff Bacille-Calmette-Guérin (BCG). Der Impfstoff wird Kindern in Ländern mit hohen Tuberkulose-Infektionsraten routinemäßig verabreicht.

Die Analyse zeigte, dass Länder mit höheren Raten von BCG-Impfungen niedrigere Covid-19 Spitzen-Sterblichkeitsraten aufwiesen. Dabei wurden die Daten nach Faktoren wie Einkommen, Zugang zu Bildung und dem Gesundheitssystem, Bevölkerungsgröße und -dichte sowie Altersverteilung bereinigt. Die Forschungsergebnisse veröffentlichte das Team in den »Proceedings of the National Academy of Sciences« (DOI: 10.1073/pnas.2008410117).

Die Studie stützt die Hypothese, dass die BCG-Impfung durch Aktivierung des unspezifischen Immunsystems auch vor anderen Infektionen als Tuberkulose, also auch vor Covid-19 schützen könnte. Die Ergebnisse seien aber vorläufig und weitere Forschung zur Bestätigung der Erkenntnisse sei notwendig, betont Escobar in einer Pressemitteilung der Virginia Polytechnic Institute and State University. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) habe festgestellt, dass es derzeit keinen Beweis dafür gebe, dass der BCG-Impfstoff Menschen vor Covid-19-Infektionen schützen könne, heißt es weiter. Gegenwärtig liefen klinische Studien, um festzustellen, ob die BCG-Impfung bei Erwachsenen einen Schutz vor schweren Covid-19-Verläufen bietet.

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