B.1.1.7-Infektion dauert offenbar länger |
Christina Hohmann-Jeddi |
24.02.2021 13:04 Uhr |
Die Infektionen scheinen einer aktuellen Untersuchung zufolge bei B.1.1.7 länger zu dauern als bei dem Wildtyp-Coronavirus – nämlich insgesamt fünf Tage. / Foto: Adobe Stock/Creativa Images
Die britische Variante B.1.1.7 ist nach bisherigen Erkenntnissen zwischen 30 und 70 Prozent infektiöser als das originäre Coronavirus, was die Eindämmung erschwert. Um die Gründe für diese gesteigerte Infektiosität zu ermitteln, initiierte ein Team um Stephen Kissler von der Harvard T.H. Chan School of Public Health in Boston eine Studie, in der die Viruslast von SARS-CoV-2-Infizierten im Nasen-Rachen-Raum über die Zeit ermittelt wurde. Hierfür untersuchten die Forscher 65 Personen mit SARS-CoV-2-Infektion, davon sieben mit B.1.1.7, täglich mittels PCR. Die Ergebnisse veröffentlichte das Team jetzt auf dem Preprint-Server »MedRxiv«.
Es zeigte sich, dass sich das Virus bei mit B.1.1.7 infizierten Personen im Schnitt 5,3 Tage lang vermehren konnte (Proliferationsphase) und in weiteren 8,0 Tagen beseitigt werden konnte, weshalb die gesamte Infektionsdauer 13,3 Tage betrug. Bei Personen, die mit nicht mutierten Coronaviren infiziert waren, fielen diese Zeiten kürzer aus: Bei ihnen dauerte die Proliferationsphase 2,0 Tage, die Clearancephase 6,2 Tage und die gesamte Infektion 8,2 Tage. Die maximale Viruskonzentration unterschied sich zwischen den beiden Gruppen quasi nicht. Das spricht gegen die Annahme, dass eine verstärkte Virusvermehrung für die erhöhte Übertragbarkeit der Variante verantwortlich ist.
Die Forscher gehen daher davon aus, dass die B.1.1.7-Variante länger anhaltende Infektionen verursacht als andere Varianten, wobei die Viruslast aber ähnlich hoch ist. Daher könnte die verlängerte Infektionsdauer und die längere Ausscheidung der Erreger für die erhöhte Infektiosität von B.1.1.7 mitverantwortlich sein. Als ein möglicher weiterer Grund gilt, dass die Bindung des Virus an den ACE-Rezeptor verstärkt und damit der Eintritt in die Wirtszelle erleichtert ist – somit könnte eine kleinere Zahl von Viren eine Infektion auslösen als bei anderen Varianten. Die Variante B.1.1.7 macht in Deutschland inzwischen einen Anteil von 30 Prozent der Coronavirus-Nachweise in Deutschland aus.
Einschränkend ist zu sagen, dass die Untersuchung mit nur sieben B.1.1.7-Infizierten recht klein war. Die Ergebnisse seien »vorläufig«, betonen die Forscher. Sie müssten noch durch andere Studien mit größeren und repräsentativeren Kohorten bestätigt werden. Ähnliche Untersuchungen zu den Varianten B.1.351 und P.1 seien sinnvoll.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.