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Dengue-Fieber

Neuer Ansatz für Vakzine entdeckt

17.12.2014  09:42 Uhr

Von Christina Hohmann-Jeddi / Ein britisches Forscherteam hat eine neue Klasse von hochpotenten monoklonalen Antikörpern gegen Dengue-Viren entdeckt. Es sind die ersten Antikörper, die alle vier Dengue-Virus-Serotypen erkennen. Sie bieten daher einen Ansatz für eine Universalvakzine gegen die Erreger.

Gegen die von Mücken übertragenen Dengue-Viren ist bislang keine Impfung verfügbar. Jedes Jahr infizieren sich laut Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) etwa 50 bis 100 Millionen Menschen mit den Viren, 500 000 erkranken schwer und 22 000 sterben an Dengue-Fieber. Die Infektion mit einem Serotyp hinterlässt eine lebenslange Immunität gegen diesen Typ, aber nicht gegen die anderen drei. Das Team unter der Leitung von Professor Dr. Gavin Screaton vom Imperial College London untersuchte die Immunantwort von Infizierten auf die Erreger und analysierte hierfür 145 monoklonale Antikörper, die diese als Reaktion auf die Infektion gebildet hatten.

 

Dabei entdeckten die Forscher eine gegen ein bislang unbekanntes Epitop gerichtete Antikörperklasse. Diese Struktur bezeichneten sie als Envelope-Dimer-Epitop (EDE), da sie zwei Untereinheiten des viralen Hüllproteins zu einem Dimer verbindet. Sie ist hochkonserviert in allen vier Serotypen. Die gegen das Epitop gerichteten Antikörper konnten in Untersuchungen mit Insekten und mit menschlichen Zelllinien die Viren schon in einer Konzentration im picomolaren Bereich neutralisieren, berichten die Wissenschaftler um Wanwisa Dejnirattisai im Fachjournal »Nature Immunology« (DOI: 10.1038/ni.3058).

 

Sie sehen in ihren Ergebnissen einen wichtigen Schritt hin zu einer Universalvakzine gegen Dengue-Viren. Die bislang entwickelten Vakzine-Kandidaten sind tetravalent, enthalten also Antigene von allen vier Serotypen. Am weitesten entwickelt ist der Impfstoff CYD-TDV (ChimeriVax®) der Firma Sanofi Pasteur, der bereits zwei Phase-III-Studien durchlaufen hat. In der ersten wies er eine Wirksamkeit von 56,5 Prozent und in der zweiten von 60,8 Prozent auf. Inwieweit diese Wirksamkeit ausreichend ist im Kampf gegen Dengue-Fieber, ist unter Experten derzeit noch umstritten.

 

Screaton und Kollegen halten es für denkbar, dass zukünftig eine heterologe Prime-Boost-Strategie eingesetzt werden könnte: Zuerst würde hierbei eine Vakzine gegen EDE und später ein tetravalenter Impfstoff appliziert, um eine möglichst breite Immunantwort auszulösen. /

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