Optimismus am Glühweinstand |
17.12.2007 10:32 Uhr |
Optimismus am Glühweinstand
Von Uta Grossmann, Berlin
Beim Weihnachtsmarkt im historischen Innenhof des Berliner Büros von Novartis verbreitete Dr. Peter Maag optimistische Stimmung. Am selben Tag sorgte die Nachricht für Aufsehen, dass der weltweit viertgrößte Pharmakonzern 2500 Stellen streicht.
Heizpilze kämpften gegen die Kälte des Berliner Winterabends, ein Glasbläser führte sein Handwerk vor, gebrannte Mandeln wurden herumgereicht und die Besucher wärmten sich die Hände an dampfenden Glühweingläsern. Das Berliner Büro der Novartis Deutschland GmbH hatte der Konkurrenz der 50 Berliner Weihnachtsmärkte am vorigen Donnerstag eine Innenhof-Variante hinzugefügt, und sogar der Gesundheits-Nikolaus ließ sich blicken. Dr. Peter Maag begrüßte als Vorsitzender der Geschäftsführung der Novartis Deutschland die Gäste und blickte mit Optimismus auf die Entwicklungen im alten und die Herausforderungen des kommenden Jahres. Maag nannte 2007 ein Top-Jahr für den Pharma-Bereich der Novartis - es gab acht Produkteinführungen in zehn Monaten, wo sonst ein bis drei Produkte im Jahr auf den Markt gebracht werden.
Innovative Biosimilars
Mit der Einführung der Epoetin-alfa-Biosimilars (dem Originalpräparat mit dem Wirkstoff Epoetin alfa nachgebildete biologische Pharmazeutika) durch die Novartis-Töchter Sandoz und Hexal habe Novartis im zu Ende gehenden Jahr neue Wege beschritten, sagte Maag.
Innovativ habe sich Novartis auch durch den Vertrag mit der Deutschen Angestellten Krankenkasse DAK gezeigt. Anders als die Rabattverträge der Krankenkassen, die in der Regel mit Generika-Herstellern über bestimmte Wirkstoffe abgeschlossen werden und vor allem auf einen niedrigen Preis zielen, sichert Novartis der DAK bei bestimmten Osteoporose- und Immunpräparaten die Wirksamkeit zu - mit Geld-zurück-Garantie. Novartis zahlt, wenn ein DAK-Versicherter mit Osteoporose, der das neu zugelassene Medikament Aclasta nimmt, einen Knochenbruch erleidet, oder wenn ein Nierentransplantierter trotz der Einnahme von Mitteln wie Sandimmun Optoral, Myfortic oder Certican das Organ wieder abstößt.
Milliardenschweres Sparprogramm
Das am selben Tag bekannt gewordene Sparprogramm der Novartis sprach Maag nicht an. Der Schweizer Pharmakonzern, Nummer vier weltweit, will rund um den Globus 2500 seiner 100.000 Vollzeitstellen streichen und 1,6 Milliarden Dollar bis 2010 sparen. Damit reagiert das Unternehmen nach eigenen Angaben auf den anhaltenden Preisdruck auf Arzneimittel, wachsende Forschungs- und Entwicklungsausgaben und »aggressive Konkurrenz« durch Generika-Hersteller.
Wie viele der 8300 Jobs der Novartis-Gruppe in Deutschland betroffen sind, wird nach Auskunft einer Konzern-Sprecherin bis Ende März 2008 in Gesprächen, auch mit dem Betriebsrat, diskutiert. Betriebsbedingte Kündigungen sind zum jetzigen Zeitpunkt nicht auszuschließen.