Speicheltest soll Müdigkeit verraten |
18.12.2006 14:59 Uhr |
Speicheltest soll Müdigkeit verraten
Von Sven Siebenand
US-Forscher wollen einen Speicheltest entwickeln, mit dem sich Schlafmangel, zum Beispiel bei gefährdeten Personengruppen wie Piloten, Lkw-Fahrern und Krankenhausmitarbeitern, einfach messen lässt.
In Versuchen an Fruchtfliegen konnten die Wissenschaftler um Paul J. Shaw vom Washington University Sleep Medicine Center in St. Louis nachweisen, dass die Konzentration des Enzyms Amylase im Speichel umso höher steigt, je länger die Tiere auf Schlafentzug gesetzt sind. Weitere Versuche zeigten, dass auch bei Menschen, die 28 Stunden nicht geschlafen hatten, sowohl die Amylase-Aktivität als auch die mRNA-Spiegel stiegen, berichten die Forscher in einer Online-Vorabveröffentlichung des Fachjournals »Proceedings of the National Academy of Sciences« (Doi: 10.1073/pnas. 0609463104). Die Resultate seien ein erster Schritt in Richtung Schlafmangel-Test, so die US-Forscher. Neben Alkoholkontrollen könnten Verkehrspolizisten Autofahrer zukünftig dann auch zum Müdigkeitstest bitten.
Inwieweit sich das Enzym Amylase aber als Biomarker eignet, müssten allerdings weitere Untersuchungen zeigen. Problematisch sei zum Beispiel, dass die die Amylase-Mengen individuell sehr unterschiedlich sind. Professor Dr. Jim Horne, Direktor des Sleep Research Centre der Loughborough University in Großbritannien, glaubt nicht daran, dass ein solcher Test sehr verlässlich ist. »Es ist jederzeit möglich, den Test zu überlisten, wenn man das will«, sagt der Wissenschaftler.
Auch Shaw hatte bereits eingeräumt, dass man eine Reihe von Biomarkern benötigt, um verlässliche Ergebnisse zu erzielen. Diese will der Neurobiologe zusammen mit seinem Team nun finden. Zudem verspricht er sich von weiteren Markern, dass diese auch über die biologischen Mechanismen von Schlaf sowie kurzen Nickerchen Aufschluss geben und Menschen bei Schlaflosigkeit helfen könnten. Schlafmangel habe in westlichen Industrieländern mittlerweile epidemische Ausmaße angenommen. Als Gesellschaft schlafen wir heute im Schnitt zwei Stunden weniger als noch vor 40 Jahren, berichten die Forscher.