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Einkommen

Unterschiede nehmen zu

14.12.2010  16:22 Uhr

Von Ines Landschek, Berlin / Deutliche Differenzen bei den Einkommen in Ost- und Westdeutschland sind auch 20 Jahre nach der Wiedervereinigung die Regel. Laut Statistischem Bundesamt ist der Abstand sogar wieder gewachsen. Insgesamt bleibt allen Haushalte weniger Geld zum Leben.

Viele Haushalte in Deutschland haben zwar mehr Geld zur Verfügung, können sich aber davon deutlich weniger leisten. Zwar wuchs das monatliche Nettoeinkommen der Privathaushalte in den Jahren von 2003 bis 2008 im Schnitt um 81 Euro auf 2914 Euro, teilte das Statistische Bundesamt vorige Woche mit. Dem Plus von 2,9 Prozent steht aber eine Inflation von 10 Prozent gegenüber, weshalb den Deutschen weniger Geld zum Leben blieb. Über die Auswirkungen der Finanzkrise auf das Einkommen hat das Statistische Bundesamt noch keine Zahlen.

Seit 1963 erhebt das Statistische Bundesamt die Einkommens- und Ausgabensituation in Deutsch­land. Alle fünf Jahre schaut die Behörde den Deutschen ins Portemonnaie und aufs Konto, und rund 60 000 Haushalte halten ein Vierteljahr lang Ausgaben und Einnahmen in einem Haushaltsbuch fest.

 

25 Prozent mehr in Westdeutschland

 

Die aktuelle Auswertung offenbart deutliche Einkommensunterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland. Die Haushalte in den neuen Ländern und in Ostberlin hatten im Jahr 2008 ein Bruttoeinkommen von durchschnittlich 2867 Euro im Monat zur Verfügung. Das sind knapp 75 Prozent des Haushaltseinkommens der Westdeutschen, das bei 3899 Euro lag. Staatliche Transferleistungen wie Renten, Kinder- und Arbeitslosengeld bezogen 29 Prozent der Haushalte in den neuen Bundesländern, während es in den alten Ländern nur 22 Prozent waren. Vom Bruttoeinkommen mussten die Haushalte im Schnitt 21,4 Prozent an Steuern und Sozialabgaben abführen. Dabei ist die Abgabenlast gewachsen: Die Quote stieg um 1 Prozentpunkt im Vergleich zu 2003 und um 2 Prozentpunkte gegenüber dem Jahr 1993.

 

Es zeigte sich, dass der Abstand zwischen West (3056 Euro) und Ost (2292 Euro) größer geworden ist als bei der Erhebung im Jahr 2003. Die Differenz beträgt immerhin 764 Euro im Monat. Bis zur vorangegangenen Stichprobe näherten sich Ost und West kontinuierlich an, damit scheint es vorbei zu sein. Während die Haushaltsnettoeinkommen im Westen seit 2003 um mehr als 3 Prozent stiegen, stagnierten sie in den neuen Ländern. »Dies lässt allerdings keine Rückschlüsse auf die Entwicklung der Verdienste in Ost und West zu. Höhe und Dynamik der Durchschnittseinkommen hängen auch von den Veränderungen in den Haushaltsstrukturen ab«, erklärte der Vizepräsident des Statistischen Bundesamtes, Peter Weigl.

 

Die Ergebnisse der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe 2008 zeigen auch deutliche Unterschiede beim Einkommen verschiedener Haushaltstypen. Das durchschnittliche Nettoeinkommen pro Haushaltsmitglied war bei Alleinerziehenden mit 845 Euro im Monat niedriger als bei Paaren mit Kindern, die auf 1103 Euro kamen. Alleinlebende verfügten mit durchschnittlich 1726 Euro über das höchste monatliche Pro-Kopf-Einkommen.

 

Wenig Ausgaben für Gesundheit

 

Doch die Statistiker wollten nicht nur he-rausfinden, wie viel Geld im Schnitt zur Verfügung steht, sondern auch, wofür die Verbraucher das Geld ausgaben. Abzüglich der Zahlungen für Versicherungen, freiwillige Beiträge zur gesetzlichen Kranken- und Rentenversicherung und Spareinlagen blieben für den Konsum im Durchschnitt 2245 Euro. Dabei gaben die Deutschen den größten Teil und zwar rund 732 Euro (32,6 Prozent) für Wohnen und Energie aus, gefolgt von 608 Euro (27,1 Prozent) für Einrichtung, Kleidung, Schuhe, Gesundheit und Körperpflege, Telefon und Internet. Fast 328 Euro (14,6 Prozent) waren Verkehrsausgaben, 321 Euro (14,3 Prozent) entfielen auf Nahrungsmittel, Tabak und Getränke. Knapp 256 Euro (11,4 Prozent) investierten die Bundesbürger für ihre Freizeit.

 

Bei den Ausgaben für die Gesundheit wurde deutlich, dass ostdeutsche Haushalte aufgrund ihres geringeren Budgets mit 3,3 Prozent ihres Nettoeinkommens weniger aufwenden als westdeutsche mit 4,3 Prozent. Diese Zahlen unterscheiden sich noch nach den Haushaltstypen: Für Gesundheitspflege gaben Paare mit Kindern 2,9 Prozent aus, während Paare ohne Kinder – das waren zur Hälfte Rentnerehepaare – 5,3 Prozent aufwendeten. Unter den Alleinlebenden sind viele ältere Menschen, auch sie gaben mit 4,3 Prozent vergleichsweise viel für Gesundheit aus.

 

Fast ein Zehntel aller in Deutschland lebenden Bürger ist auf soziale Mindestsicherung angewiesen. Ende 2009 erhielten knapp 7,8 Millionen Menschen Leistungen wie Arbeitslosen- und Sozialgeld, das sind 1,5 Prozent mehr als im Jahr 2008. Damit waren 9,5 Prozent der Menschen auf Existenz sichernde Hilfen des Staates angewiesen, berichtete das Statistische Bundesamt. Ende 2008 hatte die Quote 9,3 Prozent betragen. Insgesamt wendete der Staat im Jahr 2009 für diese Leistungen rund 41,6 Milliarden Euro auf. Der größte Teil davon floss in Hartz-IV-Leistungen. /

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