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Arzneimittelversorgung

Apothekenbus bleibt vorerst in der Garage

11.12.2007  17:35 Uhr

Arzneimittelversorgung

Apothekenbus bleibt vorerst in der Garage

Von Daniela Biermann

 

Das Landesministerium Sachsen-Anhalt sorgt sich um die Arzneimittelversorgung seiner Bürger und zieht den Einsatz mobiler Apotheken in Erwägung. Rechtmäßigkeit und Notwendigkeit dieses Vorhabens sind jedoch zweifelhaft.

 

»Wir können uns sehr gut vorstellen, dass Apothekenbusse die Versorgung in ländlichen Gebieten verbessern«, sagte Staatssekretärin Professor Dr. Christiane Dienel vom Landesministerium für Gesundheit und Soziales in Magdeburg dem Nachrichtenmagazin Focus am Montag. In einem Verkaufsraum im Bus soll »pharmazeutisch geschultes Personal« sowohl rezeptfreie als auch verschreibungspflichtige Medikamente abgeben. Konkret sei jedoch nichts geplant, sagte ein Sprecher des Ministeriums gegenüber der PZ.

 

Apotheker für Versorgung zuständig

 

Hintergrund der Diskussion sei der demografische Wandel, der sich besonders in den neuen Bundesländern verschärfe. »Es besteht keine Unterversorgung, aber wir müssen aufpassen, dass wir auch in Zukunft die medizinische Versorgung gewährleisten können.« Den Beitrag, den die Apotheken hier leisten, hat das Ministerium erkannt. In Gesprächen mit Kammer und Verband will es nun sondieren, ob überhaupt ein Handlungsbedarf besteht. Falls ja, sollen Alternativen wie der Einsatz mobiler Apotheken diskutiert werden.

 

Auf die Frage, wer diese Busse betreiben solle, gab das Ministerium eine klare Antwort: »Wir beauftragen niemanden damit. Die Arzneimittelversorgung muss der Berufsstand der Apotheker selbst organisieren.«

 

Für »rechtlich abstrus« und wirtschaftlich nicht lohnend hält Mathias Arnold, Vorsitzender des Landesapothekerverbands, diese Idee. Es bestehe nicht einmal eine Notwendigkeit für mobile Apotheken: »Es gibt mit Sicherheit keinen Versorgungsnotstand«, sagte Arnold der PZ. »Selbst wo kein Arzt mehr ist, ist die Apotheke noch lange da.«

 

616 Apotheken versorgen in Sachsen-Anhalt die Bürger ordnungsgemäß mit Arzneimitteln. Zusätzlich existieren 280 Rezeptsammelstellen. Auch bei letzteren besteht meist eine enge Bindung zur Apotheke und die Beratung funktioniere, sagte Arnold. »Auf dem Land sind weite Wege normal. Das Anspruchsverhältnis ist ein anderes als in der Großstadt. Aber auch die Hilfsbereitschaft ist größer.« Die Bevölkerung sei zufrieden mit der Versorgung. Er sieht daher keinen Handlungsbedarf.

 

Dagegen werde das Arzneimittel als Ware besonderer Art durch Vorhaben wie das der Staatssekretärin trivialisiert. »Soll demnächst ein Apotheker als Marktschreier durch die Gegend fahren und auf dem Dorfplatz Arzneimittel wie Bockwürste verkaufen?«

 

Das widerspreche auch dem Bild, das die Bundesregierung vom Umgang mit Arzneimitteln habe. Er glaubt daher nicht, dass dieser Vorschlag auf einem Konsens im Ministerium beruht. Klärung soll ein Gespräch am kommenden Donnerstag zwischen Ministerin Dr. Gerlinde Kuppe, Staatssekretärin Dienel, Kammerpräsident Gerd Haese und Verbandsvorsitzendem Arnold bringen.

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