Zu selten genutzt |
06.12.2011 15:21 Uhr |
Von Eugenie Wulfert, Berlin / Mit der Fortsetzung der Präventionskampagne »Unternehmen unternehmen Gesundheit« will das Bundesgesundheitsministerium die betriebliche Gesundheitsförderung unterstützen. Denn obwohl die meisten Unternehmen wissen, dass diese sinnvoll ist, wird sie vor allem in kleinen und mittleren Betrieben nur selten angeboten.
Die Förderung der Gesundheit ihrer Mitarbeiter steht bei vielen deutschen Unternehmen nicht an oberster Stelle. »Vor allem kleine und mittlere Unternehmen nutzen die Chancen der betrieblichen Gesundheitsförderung nur unzureichend«, sagte Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) auf dem Präventionskongress »Unternehmen unternehmen Gesundheit 2011« in Berlin.
Pflichtleistung der GKV
Das belegen auch die Zahlen der Krankenkassen. Demnach geben sie derzeit 79 Prozent ihrer Gelder für die Gesundheitsförderung für individuelle Prävention aus. Nur 14 Prozent der Ausgaben entfallen auf betriebliche Gesundheitsförderung (BGF). Seit 2007 sind Leistungen zur Gesundheitsförderung im Betrieb Pflichtleistungen der Krankenkassen gemäß Paragraf 20a SGB V. Dennoch waren 2010 lediglich 20 Prozent aller Unternehmen in der BGF aktiv. Damit haben die Maßnahmen der betrieblichen Prävention lediglich etwa 850 000 Beschäftigte erreicht.
Die Maßnahmen der betrieblichen Prävention haben bis 2010 lediglich etwa 850 000 Beschäftigte erreicht. Vor allem in kleinen und mittleren Unternehmen wie Apotheken wird sie nur selten geboten.
Foto: PZ/Müller
Trotz dieser Zahlen lehnte der Bundesgesundheitsminister ein Präventionsgesetz allerdings erneut ab, um die betriebliche Gesundheitsförderung zu unterstützen. Stattdessen regte er an, auf bestehenden Strukturen aufzubauen und alle Akteure durch Anreize zu bestärken, über geeignete Maßnahmen nachzudenken. »Prävention muss auch zu einem Qualitätswettbewerb der Krankenkassen werden«, forderte er. Außerdem sei es im Interesse der Unternehmer, die Gesundheit der Beschäftigten zu fördern.
Ob betriebliche Gesundheitsförderung in einem Unternehmen erfolgreich umgesetzt wird, hängt nach Ansicht von Annelie Buntenbach, Mitglied des Vorstandes des Deutschen Gewerkschaftsbundes, ganz wesentlich von der Existenz eines Betriebsrates ab. »Wenn die Beschäftigten die Gestaltung der Präventionsmaßnahmen beeinflussen können, steigt ihre Akzeptanz und ihre Beteiligung an diesen Maßnahmen«, sagte Buntenbach.
Karl-Sebastian Schulte, Geschäftsführer des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks, gab allerdings zu bedenken, dass es kleinen Unternehmen oft an nötigen Strukturen und Ressourcen fehle, um eigene Präventionsangebote zu entwickeln. »In solchen Betrieben gibt es meist keine Personalabteilung. Der Unternehmer ist für alle Bereiche verantwortlich – von Organisation über Personal bis hin zum Marketing. Für betriebliche Gesundheitsförderung bleibt dann oft keine Zeit«, sagte er. Auch Bahr plädierte für möglichst einfache Lösungen für kleine und mittlere Unternehmen. Der Gesundheitsminister will solchen Betrieben idealerweise maßgeschneiderte Lösungen bereitstellen, die sie ohne großen Aufwand umsetzen können.
Ältere gezielt fördern
Deshalb sei das Ziel der Kampagne weiterhin, vor allem kleine und mittlere Betriebe zu motivieren und mit Informationen zu unterstützen, erklärte Bahr. Denn es lohne sich, in die Gesundheit der Beschäftigten zu investieren. »Das trägt nicht nur zur Motivation und Fitness von Beschäftigten bei, sondern hilft, langfristig hohe Kosten durch Krankheitsausfälle zu vermeiden«, sagte der Gesundheitsminister. Nach Angaben des Forschungsberichts der internationalen Vereinigung für soziale Sicherung könnten Unternehmen, die 1 Euro pro Beschäftigtem und Jahr in betriebliche Prävention investieren, mit einem potenziellen ökonomischen Erfolg in Höhe von 2,20 Euro rechnen.
Angesichts des demografischen Wandels und des damit verbundenen Fachkräftemangels sei es laut Bahr besonders wichtig, ältere Arbeitnehmer gesundheitlich zu fördern und damit die Leistungsfähigkeit dieser qualifizierten Mitarbeiter länger zu erhalten. Auch im Wettbewerb um die Nachwuchskräfte hätten Unternehmen, die betriebliche Gesundheitsförderung anbieten, nach Ansicht des Ministers große Vorteile. /