Süßholz |
06.12.2011 14:44 Uhr |
Von Daniela Biermann / Süßholz (Glycyrrhiza glabra) ist zur Arzneipflanze des Jahres 2012 gewählt worden. Die Auszeichnung vergibt der Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde an der Uni Würzburg für Heilpflanzen mit interessanter Medizin- und Kulturgeschichte, deren Wirkung erwiesen ist.
In diesem Jahr war außerdem erstmals der Worldwide Fund for Nature (WWF) beteiligt. Denn ein großer Teil der weltweiten Ernte wird wild gesammelt. Die große Nachfrage nach Süßholzwurzel habe in einigen Regionen bereits zu einer Übernutzung geführt, sagten WWF-Vertreter der Deutschen Presseagentur dpa. Allein Deutschland importiere jedes Jahr mehr als 500 Tonnen Süßholzwurzel. Die Naturschutzorganisation setzt sich für eine nachhaltige, kontrollierte Sammlung ein.
Allein im deutschen Markt werden etwa 100 Tonnen Süßholzwurzel im Jahr als Bestandteil von Arzneitees konsumiert.
Foto: Michael Menke
Glycyrrhiza glabra, ein Schmetterlingsblütler (Fabaceae), ist im Mittelmeerraum, Kleinasien und Kaukasus bis in den Iran, Afghanistan, Zentralasien und Südrussland heimisch. Die verwandten Arten Glycyrrhiza inflata und uralensis kommen auch in Ostasien vor. Im gesamten Verbreitungsgebiet wird die Wurzel der bis zu ein Meter hohen Staude wild gesammelt. Einzelne Vorkommen gebe es auch am Oberrhein, sagte Johannes Mayer von der Uni Würzburg. In der Türkei, China, Russland, Bulgarien, Italien, Spanien und Südfrankreich wird Süßholz zudem für die Herstellung von Arzneimitteln sowie Genussmitteln wie Lakritz und Likören angebaut.
Bislang haben Wissenschaftler rund 400 Inhaltsstoffe aus Liquiritiae radix beschrieben. Zu den wichtigsten zählen Saponine (bis zu 15 Prozent) wie Glycyrrhizin, Flavonoide, Cumarine und Schleimstoffe. Aus diesen Inhaltsstoffen erklärt sich die Anwendung als entzündungshemmende, schleimhautprotektive und auswurffördernde Droge gegen Husten, Katarrhe und Entzündungen der oberen Atemwege sowie Gastritis und Magengeschwüre in der westlichen Heilkunde. Auch in anderen Kulturkreisen wie China und Indien gehört die Süßholzwurzel in den Apothekenschrank.
Ohne ärztliche Rücksprache darf Süßholzwurzel nicht länger als vier bis sechs Wochen angewendet werden. In hohen Dosen hat die Droge mineralcorticoide Effekte wie Natrium- und Wasserretention sowie Kaliumverlust mit Bluthochdruck und Ödemen. Die Tagesdosis von 15 Gramm Süßholzwurzel beziehungsweise 600 Milligramm Glycyrrhizin darf daher nicht überschritten werden. Lakritz darf nicht mehr als 200 Milligramm Glycyrrhizin pro 100 Gramm enthalten. Täglich sollte nicht mehr als 50 Gramm Lakritz verzehrt werden. Kontraindiziert ist Süßholzwurzel bei cholestatischen Lebererkrankungen, Leberzirrhose, arterieller Hypertonie, Hypokaliämie, schwerer Niereninsuffizienz und Schwangerschaft. /