Gute Bilanz und hohe Dividenden |
02.12.2008 16:17 Uhr |
Gute Bilanz und hohe Dividenden
Von Daniela Biermann, Essen
Die Apothekergenossenschaft Noweda blickt auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr zurück. Umsatz, Gewinn und Mitgliederzahlen steigen. Dazu gibt es eine kräftige Dividende.
»Wir können Ihnen eine gute, solide Bilanz und Gewinn-und-Verlust-Rechnung vorlegen«, sagte Vorstandsvorsitzender Wilfried Hollmann am vergangenen Donnerstag während der Noweda-Generalversammlung in Essen. Trotz unruhiger Marktbedingungen konnte der Pharmagroßhändler seinen Umsatz im Geschäftsjahr 2007/2008 um 7,6 Prozent auf 2,46 Milliarden Euro steigern. Der Jahresüberschuss kletterte um 8,35 Prozent auf 13,15 Millionen Euro.
Dies erlaube es, die Dividenden für die Genossenschaftsanteile zu erhöhen, sagte Hollmann. Für die Grundanteile erhält jeder Teilhaber 9,35 Prozent, für die freiwilligen Anteile 11,22 Prozent. Durch die Übernahme des baden-württembergischen Großhändlers Kapferer zeige Noweda nun bundesweit Präsenz. So kamen vier Niederlassungen und rund 1600 Kunden in Süddeutschland hinzu.
Erfolgsmodell Genossenschaft
Den Grund für den Erfolg des Unternehmens sieht Hollmann in der genossenschaftlichen Struktur. Die Zahl der Mitglieder stieg im vergangenen Geschäftsjahr auf mehr als 6500, die Eigenkapitalquote auf 27,6 Prozent. »Immer mehr Apothekerinnen und Apothekern wird bewusst, was ein Unternehmen im organisatorischen Hintergrund der Offizinapotheke wert sein kann, wenn es nicht nur stark ist, sondern sich auch im Eigentum der Apothekerinnen und Apotheker und damit in ihrem unmittelbaren Einfluss befindet.« Damit spielte er auf Konkurrenten an, die im Verdacht stehen, im Fall der Aufhebung des Fremdbesitzverbots eigene Ketten bilden zu wollen. Noweda biete nicht nur Qualität und Verlässlichkeit, sondern unterstütze klar die inhabergeführte Apotheke. Zudem sei man unabhängig von der Stimmungslage an den Börsen. Sorgen bereitet Noweda das zunehmende Direktgeschäft, insbesondere das Konzept »direct to pharmacy« (DTP). Damit ist gemeint, dass ein Arzneimittelhersteller sein komplettes Sortiment nur über einen einzigen Großhändler vertreibt. Die Apotheke als Kleinunternehmen stehe diesem abhängig gegenüber, »und zwar mit allen gravierenden negativen Folgen«, wie erhöhtem Organisationsaufwand und schlechteren Konditionen, so Hollmann.
Vorteile bringe das weder den Patienten noch den Apothekern noch der Volkswirtschaft. »DTP kann nicht das Zukunftsmodell einer modernen, auf den Patienten ausgerichteten Arzneimittelversorgung sein«, sagte der Vorstandsvorsitzende. »Das DTP-Modell orientiert sich gerade nicht an den Bedürfnissen des Apothekers und seiner Patienten.« Dies sei ein weiteres Beispiel dafür, wie Profitdenken die besonderen Merkmale der »Ware Arzneimittel« missachtet.
Hollmann warnte eindringlich vor einer Liberalisierung des Apothekenmarkts. Es liege auf der Hand, dass der Versandhandel die Arzneimittelsicherheit gefährde und Apothekenketten im Ausland Probleme verursachen, die es in Deutschland nicht gebe: »Die für das Gesundheitswesen verantwortlichen Politiker müssen aus den Fehlern der Finanzkrise lernen. Anschauungsmaterial haben sie nun genug.«
»Kein Grund für Endzeitstimmung«
Er sieht dem Urteil des Europäischen Gerichtshofs zum Fremdbesitzverbot optimistisch entgegen. Es gebe »keinen Grund für Hektik, vorauseilenden Gehorsam, Alarmstimmung oder gar Endzeitstimmung«. Er riet davon ab, sich vorschnell Kooperationen, Dachmarken oder Ähnlichem anzuschließen. Vielmehr solle jede Apotheke ihren lokalen Bezug stärken. Die individuelle Kundennähe ist ihr großer Pluspunkt.
»Die Apotheke hat geniale Stärken, und die muss sie ausspielen«, forderte Hollmann. Dazu gehören umfassende Beratung und soziale Kompetenz. Dies fehle Apothekenketten, dem Versandhandel und den sogenannten Pick-up-Stellen: »Arzneimittel gehören in die Apotheke. Zu dieser Aussage gibt es kein Aber. Wir kämpfen für den Erhalt einer optimalen Arzneimittelversorgung durch die inhabergeführte Apotheke, die Anerkennung verdient, die sich über viele Jahrzehnte bewährt hat und um die uns viele andere Länder beneiden.«