Proteste in vielen Bundesländern |
27.11.2012 18:54 Uhr |
Von Anna Hohle / Nach dem Scheitern der Verhandlungen zum Apothekenabschlag haben in der vergangenen Woche zahlreiche Apotheker gegen die Haltung der Krankenkassen protestiert. Viele Medien berichteten ausführlich, die Kunden zeigten Verständnis.
Erstaunt seien seine Patienten gewesen, berichtete Lutz Gebert, Apothekeninhaber aus Thüringen. Mit Bettlaken und Absperrband hatten er und viele weitere Apotheker im Bundesland am vergangenen Dienstag Teile ihrer Apotheken blockiert. Ab 13 Uhr bekamen Patienten dort nur noch Arzneimittel, jedoch keine Medizinprodukte oder Artikel aus dem Freiwahlsortiment. Erstaunen riefen Gebert und seine Kollegen vor allem durch die von ihnen verteilten Faltblätter hervor, durch die viele Kunden erstmals von der schwierigen Finanzsituation der Apotheken erfuhren. »Unsere anfängliche Skepsis war unberechtigt«, sagte Gebert nach den Protesten erfreut. »Die Mehrheit der Patienten hat die Aktion positiv aufgenommen. Wir wurden sogar zum Weitermachen animiert und uns wurde viel Erfolg gewünscht.«
Thüringen war bereits das zweite Bundesland, in dem Apotheker mit eingeschränktem Dienst gegen das Festhalten der Krankenkassen an den 2,05 Euro als Basis für die Verhandlungen zum Apothekenabschlag protestierten. Den Anfang machten die Brandenburger, die noch am 14. November, dem Tag der Verhandlungen, aus Protest ihren Dienst einschränkten. Es folgten Aktionen in Thüringen, Sachsen-Anhalt und Bayern, die sich jedoch auf einzelne Regionen beschränkten. Man wolle so zunächst eine »Politik der Nadelstiche« betreiben, hieß es dazu aus Sachsen-Anhalt, wo am vergangenen Mittwoch etwa 25 Apotheken zwischen 12 und 18 Uhr nur durch die Notdienstklappe bedienten. Allerdings schlossen die betroffenen Verbände nicht aus, die Proteste auszudehnen, sollten die Kassen nicht von ihren Forderungen abrücken.
In Mecklenburg-Vorpommern nahmen Apotheker am Freitag fast flächendeckend an Protestaktionen teil. Sie seien ein »voller Erfolg« gewesen, berichtete Heinz Weiß, Geschäftsführer des Landesverbands. Weiß führt dies erstens auf die Uhrzeit der Proteste zurück: Man habe den eingeschränkten Dienst bewusst zwischen 13 und 15 Uhr gelegt, damit möglichst wenige Patienten unter den Einschränkungen leiden müssten. Andererseits hätten zahlreiche lokale Medien ausführlich und sachlich über die Aktion berichtet, so Weiß. Dadurch seien viele Kunden bereits informiert gewesen. Auch die anderen Landesverbände berichteten von verständnisvollen Patienten und positivem Medien-Echo. Für diesen Donnerstag hat der Apothekerverband Westfalen-Lippe zu Protesten aufgerufen. Zwischen 10 und 11 Uhr wollen dort 66 Apotheker ihre Patienten ausschließlich durch die Notdienst-Klappe versorgen.
Ebenfalls in Reaktion auf die gescheiterten Abschlagsverhandlungen startete die ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände in der vergangenen Woche eine Medienkampagne. Mehr als 4,5 Millionen Menschen seien durch die Anzeigen unter dem Motto »Was sich die Krankenkassen herausnehmen, geht auf Kosten Ihrer Gesundheit« allein über die Printmedien erreicht worden, teilte die ABDA mit. Bis Anfang Dezember sollen Werbebanner auf 1200 Websites und Annoncen in Anzeigenblättern folgen. Sechs Landesverbände hätten außerdem an den Protestfax-Aktionen der letzten Wochen teilgenommen, berichtete die ABDA.
Ob die Krankenkassen doch noch von den geforderten 2,05 Euro als Basis abrücken werden, ist offen. Am Dienstag beschloss die Mitgliederversammlung des DAV eine Resolution zum Kassenabschlag. Man erwarte eine schnelle Lösung durch die Schiedsstelle, heißt es darin. Sollte diese nicht bis Jahresende feststehen, werde man ab Januar den Betrag von 1,75 Euro abrechnen. /