Patientennutzen geht vor Kostensenkung |
27.11.2012 18:54 Uhr |
Von Ev Tebroke / Die Piraten wollen die Gesundheitsversorgung stärker am Patientennutzen orientieren. Transparenz des Leistungsangebots, Zusammenarbeit aller Beteiligten im Gesundheitssystem sowie eine bessere Vergütung und Ausbildung von Fachkräften sind zentrale Aspekte des gesundheitspolitischen Programms.
Dieses haben die Piraten auf ihrem Bundesparteitag am vergangenen Wochenende in Bochum verabschiedet. Demnach soll alles demokratischer, menschenfreundlicher und solidarischer werden. Nicht die Kostenersparnis, sondern der Patientennutzen steht im Vordergrund.
Mobile Arztpraxen
Nach dem Willen der Piraten sollen Kommunen in unterversorgten Gebieten das Recht erhalten, hausärztliche Vertragsarztsitze zu übernehmen und dort Ärzte anzustellen. Auch mobile Arztpraxen seien möglich. Was den Fachkräftemangel im Gesundheitswesen angeht, so sollen bessere Arbeitsbedingungen und Ausbildungskapazitäten die entsprechenden Berufe attraktiver machen.
Foto: Haensel
Generell soll jeder Patient selbst wählen können, welche Behandlung er bei welchem Anbieter in Anspruch nehmen möchte. Damit Patienten aber das Leistungsangebot verstehen und bewerten können, bedürfe es Transparenz seitens der Anbieter und einer verbesserten Patientenaufklärung.
Transparenz soll es für die Patienten auch hinsichtlich der über sie gespeicherten Gesundheitsdaten geben. Einnahmen und Ausgaben des Gesundheitssystems beziehungsweise der am Patienten erbrachten Leistungen müssen ebenfalls übersichtlich und nachvollziehbar für den Betreffenden einsehbar sein, so die Piraten. Dafür sei Datenschutz auf höchstem Niveau sicherzustellen.
Um das Gesundheitssystem möglichst wirtschaftlich zu gestalten, sollten alle Beteiligten berufsübergreifend zusammenarbeiten. »Eine nachhaltige Gesundheitspolitik zielt jedoch ausdrücklich nicht nur auf Kostensenkung«, so der Programmtext. Oft sei es wirksamer und nachhaltiger, mehr Geld in Qualität und Betreuung zu investieren, um dadurch die Folgekosten zu senken.
Finanzieren soll sich das Gesundheitssystem durch solidarische Beiträge aller Bürger, abhängig jeweils von der individuellen finanziellen Leistungsfähigkeit. Was im Leistungskatalog enthalten ist, darüber sollen dann gleichberechtigt neben den Vertretungen der Selbstverwaltungen auch Vertreter der wirtschaftlichen Interessen der Leistungserbringer und Kostenträger sowie Patientenorganisationen entscheiden. /