Viele Darmbakterien resistent gegen Carbapenem |
22.11.2016 16:44 Uhr |
Von Sven Siebenand / Eine europaweite Untersuchung zeigt, dass viele Darmbakterien mittlerweile gegen das Reserveantibiotikum Carbapenem resistent sind.
Wie das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung anlässlich des europäischen Antibiotikatags mitteilt, standen Klebsiella pneumoniae und Escherichia coli im Fokus dieser Arbeit, die ein Autorenteam um Professor Dr. Hajo Grundmann von der Uniklinik Freiburg in »Lancet Infectious Diseases« veröffentlichte (DOI: 10.1016/S1473-3099(16)30257-2). 455 Krankenhäuser in 36 europäischen Ländern waren in die Studie eingeschlossen. Insgesamt wurden 2703 Isolate auf Carbapenemase-Produzenten untersucht. Verfügt ein Bakterium über dieses Enzym, so ist Carbapenem nicht mehr wirksam.
Nachweis von multiresistenten Enterobakterien in einer Petrischale.
Foto: IMMIH, Köln/Hamprecht
Die Analysen zeigten, dass sowohl unter den Klebsiellen als auch bei E. coli Carbapenemase-Produzenten weit verbreitet sind: Bei den Klebsiellen konnten etwa drei von vier Isolaten das Carbapenem-spaltende Enzym herstellen, bei E. coli waren es immerhin 40 Prozent der Bakterien-Isolate, die über diesen Resistenzmechanismus verfügten. Besonders gefährlich ist ferner, dass dieser Mechanismus auf andere Bakterien übertragbar ist. In vielen Fällen waren die Carbapenemase-Produzenten zudem gegen andere Reserveantibiotika wie Colistin resistent.
Die Carbapenem-Resistenz von Klebsiella pneumoniae und Escherichia coli variierte in der Studie stark von Land zu Land. So waren in Deutschland 0,5 von 10 000 Krankenhauspatienten mit diesen resistenten Bakterien besiedelt oder infiziert. In einigen Mittelmeerländern und auf dem Balkan war die Rate an den gefürchteten Keimen mehr als zehnmal so hoch.
»Wir wissen aus anderen Studien, dass diese resistenten Keime häufig von den Patienten in die Klinik mitgebracht werden, aber auch die Übertragung der Erreger innerhalb des Krankenhauses spielt eine wesentliche Rolle«, erklärt Professor Dr. Harald Seifert von der Uniklinik Köln. Es werde also zukünftig mehr denn je darauf ankommen, nicht nur in Deutschland, sondern überall in Europa die Krankenhaushygiene zu verbessern. /