Neue Indikation für Golimumab |
19.11.2013 16:42 Uhr |
Von Brigitte M. Gensthaler, München / Der humane monoklonale Antikörper Golimumab ist seit Kurzem auch für Patienten mit mittelschwerer bis schwerer aktiver Colitis ulcerosa zugelassen. Damit steht nach Infliximab und Adalimumab nun ein dritter TNF-α-Blocker für Colitis-Patienten zur Verfügung.
Golimumab ist kein neuer Arzneistoff, sondern seit 2009 als subkutane Injektion für Patienten mit rheumatoider Arthritis, Psoriasis-Arthritis und ankylosierender Spondylitis (Morbus Bechterew) auf dem deutschen Markt verfügbar. Neu ist die Indikationserweiterung für Colitis-Patienten, die auf eine Standardtherapie ungenügend ansprechen oder diese nicht vertragen.
Golimumab bindet die lösliche und die membranständige Form des humanen Tumornekrosefaktors-α (TNF-α), der eine wichtige Rolle bei entzündlichen Prozessen spielt. »Die TNF-α-Spiegel sind bei Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen, zum Beispiel Colitis ulcerosa, erhöht«, erklärte Professor Dr. Andreas Sturm, Berlin, bei der Einführungspressekonferenz von MSD in München. In den zulassungsrelevanten Studien war der Antikörper sowohl in der Anfangs- als auch in der Erhaltungstherapie wirksam, berichtete der Gastroenterologe.
Mittels Ultraschall kann bei Patienten mit Colitis ulcerosa das Ausmaß der Dickdarmentzündung abgeschätzt werden.
Foto: Shutterstock/ VikOl
Die Hälfte der Patienten sprach nach sechs Wochen und nach nur zweimaliger subkutaner Injektion auf das Medikament an (gegenüber 30 Prozent Ansprechrate im Placebo-Arm). 18 Prozent wurden unter Verum völlig beschwerdefrei und bei vier von zehn Patienten war die Darmschleimhaut abgeheilt. In die Folgestudie zur Erhaltungstherapie wurden nur die Responder aufgenommen. Bei etwa der Hälfte von ihnen wirkte das Medikamente auch noch nach einem Jahr und etwa ein Viertel war komplett beschwerdefrei, berichtete Sturm. Häufigste unerwünschte Arzneimittelwirkung in den Studien war eine Infektion der Atemwege. Auch schwere Infektionen wie Sepsis, Pneumonie, Tuberkulose und invasive Mykosen kamen vor.
Wann welcher Antikörper?
Die Patienten injizieren Golimumab subkutan (Simponi 50 mg/100 mg, MSD). Sie starten mit 200 mg, gefolgt von 100 mg in der zweiten Woche. Die Erhaltungsdosis richtet sich nach dem Körpergewicht: bei Personen unter 80 kg sind es 50 mg, bei schwereren Personen 100 mg, jeweils alle vier Wochen.
»Wir brauchen Golimumab für Patienten, die auf andere Therapeutika nicht ansprechen«, erläuterte Internistin Dr. Stefanie Howaldt, Hamburg. Zu den lange etablierten Arzneistoffen gehören Corticosteroide, Aminosalicylate (Mesalazin), Azathioprin und 6-Mercaptopurin. Howaldt plädierte für eine schnelle Therapiesteigerung bis hin zu den Biologika. Jedes »Mehr an Entzündung« bedeute sofort eine Zunahme von Symptomen, also blutig-schleimigen Durchfällen.
Wann ist welcher Antikörper angezeigt? Beide Internisten bevorzugen Infliximab intravenös bei sehr schwer kranken Colitis-Patienten als Rescue-Therapie. Die intravenöse Applikation sei auch vorteilhaft für Menschen mit Spritzenphobie. Dagegen werden Adalimumab und Golimumab subkutan gespritzt. Eine direkte Vergleichsstudie der beiden Antiköper, die Wirkvorteile zeigen könnte, gibt es nicht. /
Als Service für Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen bietet MSD eine WC-Finder-App an. Hier sind deutschlandweit mehr als 160 000 öffentliche Toiletten gespeichert. Bei aktivierter Geofunktion leite sie zu den nächstliegenden Standorten, erklärte Dr. Verena Rickert von MSD. Die Nutzer können Toilettenstandorte hinzufügen oder Kommentare ergänzen. Die App steht im iTunes App Store und bei Google play kostenlos zum Download bereit.