»Darauf haben wir Apotheker gewartet« |
12.11.2013 17:57 Uhr |
Von Brigitte M. Gensthaler und Daniel Rücker / Aus Sicht der Thüringer Apotheker soll das ABDA-KBV-Modell möglichst bald starten. Bei der Mitgliederversammlung des Apothekerverbands Thüringen vergangene Woche in Weimar stimmten 90 Prozent der anwesenden Apotheker für das Projekt.
Thüringen bildet zusammen mit Sachsen die Testregion, in der das ABDA-KBV-Modell erprobt werden soll. Jetzt liegt es am Verbandsvorstand, das Projekt endgültig abzusegnen. Ein positives Votum gilt als sicher, wenn die leistungsgerechte Vergütung für Apotheker und Ärzte vereinbart wird. Es gibt zwar noch einige final zu bearbeitende Punkte, der Vorsitzende des Thüringischen Apothekerverbands (ThAV), Stefan Fink, geht aber davon aus, dass alle offenen Fragen geklärt werden. Wirkstoffverordnung und Medikationskatalog seien bereits ausgehandelt, sagt er. Fink rechnet mit einem Start im Sommer 2014.
Strukturierte Kooperation der Heilberufler
Für Fink ist dies ein wichtiger Meilenstein in der Arzneimittelversorgung der Bevölkerung: »Es gibt zwar bereits einige Modelle, in denen Ärzte, Apotheker und Krankenkassen gemeinsam die Arzneimitteltherapie optimieren. Das ABDA-KBV-Modell hat aber eine Sonderstellung. Es ist das einzige bundesweit koordinierte Projekt, das auf eine strukturierte Zusammenarbeit der Heilberufler setzt. Deshalb verspricht es für den Patienten den größten Erfolg.«
Wer mehrere Arzneimittel parallel einnehmen muss, kann schnell den Überblick verlieren. Mit dem ABDA-KBV-Modell wollen Apotheker und Ärzte diese Patienten gezielt unterstützen.
Foto: imago/blickwinkel
Erste Stufe des Modells ist die Wirkstoffverordnung. In den Apothekensoftware-Häusern ist die Umsetzung in vollem Gang. Auch beim servergestützten Medikationsmanagement seien die Verhandlungen kurz vor dem Ende, sagte Fink. Die Rohfassung des Vertrags liege vor, die IT-Struktur sei geklärt. Schulungen für Ärzte- und Apothekenteams sind in Planung. Beginnen wird das Modell mit der Einschreibung der Ärzte und Apotheker. Letztere erhalten eine Anschubfinanzierung für Soft- und Hardware. Dafür können sie sich einen Router kaufen und eine sichere Internetverbindung über einen VPN-Tunnel einrichten lassen.
Mit der Wirkstoffverordnung werden alle Apotheken in Kontakt kommen, erklärte Fink in der Mitgliederversammlung. Sobald sich ein Arzt einschreibt, gelte die Wirkstoffverordnung für alle seine AOK-Patienten. Diese können mit dem Rezept in jede Apotheke gehen, die dann ein passendes Arzneimittel abgibt. Eine Vergütung dafür bekommen vertragsgemäß aber nur Verbandsmitglieder.
Wenn der Medikationskatalog fertig ist, wird er die Basis für die Arzneimittelauswahl sein. Fink rechnet mit einem schnellen Erfolg des Konzepts. Das liegt auch an der bislang sehr niedrigen Erfüllungsquote für Rabattarzneimittel in Sachsen und Thüringen. Fink: »Über die Einführung der Wirkstoffverordnung wird sich diese Quote deutlich verbessern. Dann spart die AOK Plus richtig viel Geld.« Auch die Ärzte profitieren von der Wirkstoffverordnung, weil sie Richtgrößenprüfungen ausschließt.
Der Medikationskatalog umfasst 189 Subtanzen. Über eine neue sechsstellige ABDATA-Kennung werden die dazugehörigen Präparate von der Apothekensoftware als Rabattarzneimittel erkannt. Der nächste Schritt wird dann das serverbasierte Medikationsmanagement sein. Diese beiden Teile des Konzeptes sollen im Oktober 2014 eingeführt werden.
Arzt und Apotheker auf Augenhöhe
Für das Medikationsmanagement müssen sich die Patienten zwingend einschreiben. Apotheker und Ärzte können Versicherte der AOK Plus, die mindestens fünf systemisch wirksame Arzneistoffe in Dauertherapie einnehmen, dafür gewinnen. Beim ABDA-KBV-Modell eingeschriebene Apotheker können diesen Patienten dann das Medikationsmanagement anbieten. Dass Arzt und Apotheker hier »auf Augenhöhe« arbeiten, ist Fink besonders wichtig. Der ThAV-Chef ist überzeugt vom Wert des Modells: »Darauf haben wir Apotheker gewartet! Wir wollen, dass es ein Erfolg wird und lassen uns daher Zeit mit der Einführung.«
Auch wenn sich Ärzte und Apotheker schon ziemlich nahe gekommen sind, bleibt es wichtig, atmosphärische Störungen zu verhindern. Viele Mediziner hätten immer noch die Sorge, über die Wirkstoffverordnung könnten die Apotheker sie bevormunden, hatte die Vorsitzende des Sächsischen Apothekerverbands, Monika Koch, bei der Klausurtagung des Deutschen Apothekerverbands Ende Oktober befürchtet. Dabei sei die Sorge der Mediziner unbegründet. Die Wirkstoffauswahl bIeibe bei den Ärzten, sagte Koch. Der Apotheker wähle auf der Basis der Verordnung das passende Präparat aus, wobei größtenteils Rabattverträge berücksichtigt werden. In beiden Bundesländern müssen jetzt die Kassenärztlichen Vereinigungen und die AOK Plus über den Vertrag abstimmen. Dabei sollte es keine großen Probleme geben, hofft Koch. /