Die Sehnsucht nach einer Heimat |
13.11.2007 16:40 Uhr |
Die Sehnsucht nach einer Heimat
Von Daniel Rücker, Camp de Mar
Apotheker-Kooperationen wurden lange argwöhnisch beäugt, manche zu Recht, andere nicht. Heute sind die meisten aus der Schmuddelecke raus. Dennoch muss nicht jeder Apotheker dort unbedingt sein Glück finden.
Die Initialzündung für die Kooperationen war ein Gesetz, das so nie verabschiedet wurde. Ursprünglich mussten die Apotheker befürchten, dass mit dem GKV-Modernisierungsgesetz (GMG) 2004 das Fremdbesitzverbot fallen könnte. Sie schlossen sich zusammen, um möglichen Apothekenketten Paroli bieten zu können. Die befürchteten Apothekenketten kamen dann doch nicht, das Fremdbesitzverbot blieb, die Kooperationen aber auch.
»Eine wichtige Motivation für den Eintritt in eine Kooperation ist die Zukunftsangst«, sagt Klaus Hölzel, Geschäftsführer des Apotheken-Management-Instituts in Oestrich-Winkel, vorige Woche beim Managementkongress für Apotheker von Pharmazeutischer Zeitung und Lauer-Fischer in Camp de Mar. Die Kooperation befriedige die »stille Sehnsucht nach einer fachlichen, wirtschaftlichen und emotionalen Heimat«. Es gibt aber auch handfestere Gründe sich in einer Gemeinschaft zu organisieren: Einkaufsvorteile und für manche auch das Streben nach einer tragenden Position in den Gremien.
Für viele Apotheker sei die Mitgliedschaft in einer Kooperation sinnvoll, sagte Hölzel. Es reiche jedoch nicht, einfach dabei sein zu wollen und auf Einkaufsvorteile zu hoffen. Zuvor müsse sich jeder Apotheker darüber klar werden, was er eigentlich von dem Zusammenschluss mit anderen erwarte. Viele Kooperationen scheiterten daran, dass sich ihre Mitglieder diese Fragen nicht rechtzeitig gestellt hätten und nun enttäuscht seien.
Wer sich binden wolle, der sollte zuvor prüfen, ob die eigenen Ziele und Wertvorstellungen mit denen der Kooperation übereinstimmten. Außerdem sollten Verwaltung und die Entscheidungsgremien kritisch betrachtet werden: Fallen Entscheidungen schnell, wer wird in Entscheidungen einbezogen, ist die Filiale vertrauenswürdig. Zudem müssten Leistung und Kosten betrachtet werden.
Unterschiedliche Freiheitsgrade
Wer nur preiswert einkaufen möchte, der braucht ansonsten wenig Service. Wer eine Leistungsgemeinschaft sucht, muss dagegen mit höheren Kosten rechnen. Bei den Kosten sollte auch nicht nur die Aufnahmegebühr berücksichtigt werden. Die laufenden Kosten seien langfristig die höheren. Zu den teuersten Kooperationen gehören übrigens Linda und DocMorris.
Ein weiteres Kriterium sind die Freiheitsgrade in der Kooperation. So gebe es bei Avie oder DocMorris einen direkten Zugriff von der Zentrale auf die eigenen Mitglieder, bei anderen Zusammenschlüssen bleibe dagegen die Selbstständigkeit vollständig gewahrt. Wichtig ist auch, ob die Kooperation an einen Großhandel gebunden ist. Das trifft auf 74 Prozent der Apotheken zu. Bleibt rund ein Viertel, die von Großhändlern unabhängig sind.
Die Zeiten, in denen die Apothekerverbände den rund 25 überregionalen Kooperationen grundsätzlich kritisch gegenüberstehen, sind aus Hölzels Sicht vorbei. Probleme gebe es heute nur noch, wenn die Kooperation das Apotheken-A einer Dachmarke opfere, eigene Verträge mit Kassen anstrebe oder ein Franchise-Konzept fahre.
Bevor ein Apotheker seine Wahl trifft, rät Hölzel, sollte er auch den Vorstand der Kooperation unter die Lupe nehmen: Suchen Sie sich eine Kopperation, in der die Geschäftsführung sich nicht kaufen lässt, ihre Versprechen hält, ehrlich ist und nicht nur eigene Vorteile kennt. Hölzel beobachtet die Kooperationen seit vielen Jahren.