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Herausforderung Diabetes

09.11.2010  14:43 Uhr

Der Weltdiabetestag am 14. November ist auch für die Apothekerschaft Anlass, um sich mit den besorgniserregenden Fakten und Daten rund um Diabetes mellitus zu beschäftigen. Diese Erkrankung ist mit etwa 170 Millionen Betroffenen weltweit das häufigste endokrinologische Leiden überhaupt. In Europa ist Deutschland das Land mit der höchsten Prävalenz. Rund 7,5 Millionen Menschen sind erkrankt, die geschätzte Dunkelziffer liegt bei zwei bis drei Millionen weiteren Betroffenen.

 

Ungeachtet der Rückschläge in der Pharmakotherapie des Diabetes mellitus bleibt festzustellen, dass die heute zur Verfügung stehenden Arzneimittel wesentlich zu den Behandlungsfortschritten beigetragen haben. Zahlreiche Insuline und orale Antidiabetika erlauben heute eine individualisierte Therapie, wie sie noch vor 30 Jahren undenkbar gewesen wäre. Gerade der aktuelle Rückschlag mit Rosiglitazon führt uns aber deutlich vor Augen, dass wir in mancherlei Hinsicht das Wünschenswerte noch nicht erreicht haben. Die grundlegende Erforschung der Krankheit und die Entwicklung neuer Therapieprinzipien ist deshalb ein Gebot der Stunde. Wir benötigen dringend neue Antidiabetika für die Langzeittherapie, die wirksam und sicher zugleich sind. Wie ein Blick in die Pipeline zeigt, befinden sich innovative Arzneistoffe in später Phase der klinischen Entwicklung, darunter SGLT2-Hemmer (siehe dazu Abnehmpräparate: Dicke Probleme), deren Target sich in der Niere befindet und die zu einer vermehrten Glucose-Ausscheidung führen und so die Gluco­toxizität bei Diabetikern vermindern.

 

Mehr als 90 Prozent der Diabeteserkrankungen macht der Typ-2-Diabetes aus, wobei der wichtigste Risikofaktor für dessen Entstehung Adipositas ist. Diese hat in den vergangenen vier Dekaden weltweit rasant zugenommen. Es steht außer Frage, dass das Problem des Typ-2-Diabetes nur mithilfe präventiver Maßnahmen gelöst werden kann.

 

Angesichts der schwierigen Ausgangssituation stellt sich die Frage nach der Rolle und der gesamtgesellschaftlichen Verantwortung der Apotheker bei der Betreuung von Diabetikern. Die individuelle Betreuung und fundierte Beratung eines jeden Patienten im Sinne einer optimierten Arzneimitteltherapie ist und bleibt die zentrale Aufgabe des heilberuflich tätigen Apothekers. Darüber hinaus sollten wir nicht zögern und uns an strukturierten Maßnahmen und Initiativen im Bereich der Prävention von Adipositas und Diabetes beteiligen. Nicht zuletzt leisten qualitätsgesicherte Kapillarblutuntersuchungen in der Apotheke einen wertvollen Beitrag zum Screening und zur Früherkennung des Diabetes mellitus. In diesem Zusammenhang lade ich alle Kollegen ein, sich regelmäßig an den ZL-Blutringversuchen zu beteiligen.

 

 

Professor Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz

Mitglied der Chefredaktion

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