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Diabetesprävention durch Bewegung

12.10.2010  15:36 Uhr

PZ / Diabetes mellitus wurde als erste nichtinfektiöse Erkrankung von den Vereinten Nationen zu einer globalen Bedrohung der Menschheit mit Epidemie-ähnlichen Zuwachsraten erklärt. Man geht davon aus, dass es in Deutschland mehr als zehn Millionen Diabetiker gibt und dass sich diese Zahl in den nächsten zehn Jahren verdoppeln wird. Als Risikofaktor ist neben der Veränderung der Ernährungsgewohnheiten und der Nahrungszusammensetzung eine drastische Abnahme regelmäßiger körperlicher Bewegung zu nennen.

Bei gesunden jungen Probanden kann schon eine Reduktion der täglichen Schrittzahl von circa 10 000 auf 1500 nach nur zwei Wochen zu einer Verschlechterung der peripheren Insulinwirkung und der kardiovaskulären Fitness führen. Umgekehrt ist eine Erhöhung der täglichen Bewegung zusammen mit angepassten Diätprogrammen mit oder ohne Medikation die wichtigste therapeutische Maßnahme zur Verbesserung der Stoffwechsellage. In zahlreichen Studien wurde untersucht, inwieweit die Häufigkeit, Intensität und die Art der körperlichen Aktivität, zum Beispiel Ausdauertraining gegenüber Krafttraining, den gewünschten Erfolg beeinflussen. Hierbei erscheint es richtiger, das Trainingsprogramm an die individuellen Möglichkeiten des Patienten (Alter, Ausgangsfitness, körperliche Einschränkungen) anzupassen, als dass ein bestimmtes Programm generell effizienter einzuschätzen ist als ein anderes.

 

Auf molekularer Ebene erfolgen dadurch sowohl eine akute Anpassung des Glucose- und Lipidstoffwechsels als auch Langzeiteffekte wie die Steigerung der oxidativen Glucose- und Fettsäureverwertung und der Mitochondrienbiogenese. Auch werden trainings­induzierte antiinflammatorische Effekte diskutiert. Zu beachten ist, dass körperliche Aktivität zu kurzfristigem oxidativen und metabolischen Stress im Organismus führt. In diesem Zusammenhang sollten Antioxidanzien möglicherweise vorsichtig eingesetzt werden, da gezeigt werden konnte, dass sie die positiven Effekte von Sport verhindern können.

 

Der Erfolg einer Lebensstilintervention wird natürlich zunächst von der individuellen Motivation und der Intensität sowie der Kontinuität der Durchführung bestimmt. Unabhängig davon sind jedoch die Effekte individuell sehr verschieden und es scheint »Non-Responder« zu geben. Ein schlechtes Ansprechen auf die Intervention kann sowohl von ungünstigeren Ausgangswerten als auch genetischen Faktoren abhängen.

 

Beim gemeinsamen Präventionskongress von WIPIG und Pharmazeutischer Zeitung am 30. und 31. Oktober in München spricht Professor Dr. Cora Weigert vom Universitätsklinikum und Paul-Langerhans Institut Tübingen zum Thema »10 000 steps per day keep the doctor away – Diabetesprävention durch Bewegung«. Das vollständige Kongressprogramm und ein Anmeldeformular finden sich unter www.wipig.de. / 

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