Anthropologen bringen Licht ins Dunkel |
12.10.2010 15:43 Uhr |
dpa / Das Stäbchenbakterium Yersinia pestis ist für den »Schwarzen Tod«, die großen Pestepidemien im Mittelalter, verantwortlich. Das galt bislang als umstritten. Beweise hierfür fanden Mainzer Forscher nun in sogenannten Pestgruben.
Anthropologen der Mainzer Universität sind dem Erreger der großen mittelalterlichen Pestepidemien in Europa genauer auf die Spur gekommen. Nach jüngsten Forschungsergebnissen haben auch zwei bisher unbekannte Varianten des Bakteriums Yersinia pestis Millionen von Menschen den Schwarzen Tod gebracht, wie das Institut für Anthropologie der Johannes-Gutenberg-Universität mitteilte. Der Ursprung der Epidemie sei bisher rätselhaft gewesen, es sei immer wieder über andere Erreger als mögliche Ursache spekuliert worden, teilte die Anthropologin Barbara Bramanti mit. Sie hatte zusammen mit ihrem internationalen Team die Erbsubstanz und Proteine an Pestskeletten untersucht.
Demnach ist Yersinia pestis eindeutig für den Schwarzen Tod im 14. Jahrhundert und die Epidemien in den folgenden 400 Jahren auf dem europäischen Kontinent verantwortlich. Die Proben stammten von 76 menschlichen Skeletten aus mutmaßlichen Pestgruben in England, Frankreich, Deutschland, Italien und den Niederlanden. »Unsere Befunde lassen vermuten, dass die Pest über mindestens zwei Kanäle nach Europa eingeschleppt wurde und dann jeweils eine individuelle Route genommen hat«, erklärte Bramanti. Die Arbeiten wurden in dem Wissenschaftsjournal »PLoS Pathogens« (doi: 10.1371/journal.ppat.1001134) veröffentlicht.
Die beiden neuen Varianten des Bakteriums unterscheiden sich von modernen Erregern in Afrika, Amerika, dem Nahen Osten und dem Gebiet der früheren Sowjetunion. Eine dieser beiden Formen, die vermutlich wesentlich zu dem katastrophalen Verlauf der Seuche im 14. Jahrhundert beigetragen haben, sei mit großer Wahrscheinlichkeit ausgestorben. Die andere habe vermutlich Ähnlichkeiten mit Formen, die vor Kurzem in Asien isoliert wurden. /