AOK zum Dialog bereit |
09.10.2007 17:23 Uhr |
AOK zum Dialog bereit
Von Hartmut Morck, Stuttgart
Nicht nur die Apotheker ärgern sich über die Rabattverträge, auch der pharmazeutische Großhandel hatte seine Schwierigkeiten. Mit vertrauensbildenden Maßnahmen soll für die zweite Runde der AOK eine bessere Basis geschaffen werden.
Weniger Reibungsverluste soll es beim Start der neuen Rabattverträge geben. Aus diesem Grund lud der Bundesverband des pharmazeutischen Großhandels (Phagro) den AOK-Verhandlungsführer und stellvertretenden Vorsitzenden des Landesverbandes Baden-Württemberg, Dr. Christopher Hermann, zu einem Erfahrungsaustausch in die Niederlassung der Anzag nach Stuttgart ein.
Dr. Thomas Trümper, Vorsitzender des Phagro und Vorstandsvorsitzender der Anzag, ließ keinen Zweifel daran, dass die im Frühjahr abgeschlossenen Rabattverträge einen enormen Aufwand aufseiten der Großhändler verursacht hätten. Sie haben für das auf Abverkaufszahlen basierende Logistiksystem einen hohen Umstellungsaufwand bedeutet und damit Mehrkosten erzeugt. Die Verhandlungsposition des Großhandels sei beeinträchtigt worden, da die Partnerfirmen der AOK aufgrund der gewährten Rabatte dem Großhandel keine oder nur reduzierte Skonti einräumen wollten. Außerdem können diese Arzneimittel nur bedingt zurückgegeben werden.
Die Hersteller seien zu Beginn mit den Mengen überfordert gewesen, eine ausreichende Bevorratung war nahezu unmöglich. Defektquoten von bis zu 300 Prozent waren an der Tagesordnung. Erst im September habe sich die Situation normalisiert. Sichtlich verärgert war Trümper über die Unterstellung, der Großhandel habe die Rabattarzneimittel absichtlich nicht gelistet. Um diese Schwierigkeiten bei der zweiten Runde der Rabattverträge zu vermeiden, sucht der Phagro den Dialog mit der AOK.
Trümper will der Krankenkasse den Grund für die auftretenden Probleme verdeutlichen. Er machte folgende Vorschläge für künftige Rabattverträge:
Information des Großhandels möglichst einen Monat vor Beginn der Verträge;
Auslieferung der Ware durch die Hersteller mindestens zwei Wochen vor Vertragsbeginn;
Die ausreichende Belieferung des Großhandels muss während der gesamten Vertragslaufzeit permanent gesichert sein;
Auf kurzfristige Änderungen bei der Nachfrage muss flexibel reagiert werden können;
Flexibilität bei der Rückgabe der betroffenen Arzneimittel im Falle der Vertragsaufhebung. Der Großhandel möchte nicht auf der Ware sitzen bleiben. Ein hoher finanzieller Schaden wäre damit verbunden;
Ein vereinfachtes elektronisches Verfahren hinsichtlich der Nichtverfügbarkeit der Arzneimittel im Großhandel.
Hermann, der sich von dem hohen logistischen Aufwand des Großhandels beeindruckt zeigte, dankte zunächst dem Großhandel und den Apotheken für die stringente Umsetzung der Rabattverträge. Eine Patientenumfrage habe gezeigt, dass die Versicherten der AOK-Rabattinitiative positiv gegenüberstehen. Außerdem hätten immerhin 70 Prozent angegeben, im April ihre Arzneimittel sofort bekommen zu haben.
AOK für Übergangsfrist
Für den Übergang zwischen erster und zweiter Runde der Rabattverträge versprach Hermann eine Übergangsfrist für den Abverkauf der nicht mehr unter Vertrag stehenden Arzneimittel. Er begrüßte den Dialog mit den Beteiligten und bekräftigte, dass die AOK sich für eine möglichst reibungslose Umsetzung der neuen Rabattverträge einsetzen werde.
Von Daniel Rücker, Wiesbaden
Mit seiner Ankündigung nach einer Übergangsfrist hat der AOK-Verhandlungsführer Dr. Christopher Hermann eine der wichtigsten Forderungen der Apotheker für die zweite Runde der Rabattverträge erfüllt. Bei einer »Managementforum«-Konferenz in Wiesbaden machte der Vorsitzende des Apothekerverbands Schleswig-Holstein, Dr. Peter Froese, aber deutlich, dass eine reibungslose Umsetzung der Rabattverträge von weiteren Faktoren abhänge.
So zeigten die Erfahrungen aus der ersten Runde, dass bis zu einem Drittel der AOK-Patienten nicht ohne eine deutlich schlechtere Compliance auf Rabattarzneimittel umgestellt werden könnten. Für diese Fälle müsse eine flexible Lösung gefunden werden, damit die Versicherten angemessen versorgt werden könnten. Mehr Flexibilität forderte Froese auch im Nacht- und Notdienst. Gleichzeitig bekräftigte Froese die Forderung der Apothekerschaft, dass der erhebliche Mehraufwand in den Apotheken auch vergütet werden müsse.
Phagro-Chef Dr. Thomas Trümper kritisierte auf derselben Veranstaltung, dass es weiterhin keine Transparenz bei den Einsparungen durch Rabattverträge gebe. Durch die Zuzahlungsbefreiung seien die Rabattvereinbarungen womöglich »ein Nullsummenspiel«.