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Großhandel

Neue Vergütung soll im Januar kommen

25.05.2010  16:29 Uhr

Von Martina Janning, Berlin / Die Vergütung für den Pharmagroßhandel soll sich ändern. Die Preisentwicklungen im Arzneimittelmarkt brächten ihre Mischkalkulation ins Wanken, argumentiert die Branche. Beim sechsten Großhandelstag kündigte Staatsekretär Daniel Bahr (FDP) eine Neuregelung der Großhandelszuschläge zum Jahreswechsel an.

Daniel Bahr hatte zwar einen blauen Heftordner mitgebracht, ein blaues Wunder enthielt der aber nicht. Das tiefe Blau stand eher für die entspannende Wirkung, die der Farbe nachgesagt wird. Die Koalition wolle eine neue Vergütung des Pharma-großhandels nicht kurzfristig, sondern in Ruhe im Rahmen des Arzneimittel-Sparpakets zum 1. Januar 2011 regeln, sagte der Staatsekretär im Bundesgesundheitsministerium (BMG) beim Großhandelstag des Bundesverbands des pharmazeutischen Großhandels (Phagro) vorige Woche in Berlin. Bahr kündigte vor der Sommerpause einen konkreten Gesetzentwurf an.

 

Bewährte Strukturen im Großhandel

 

»Wir sehen die Probleme der Vergütung im Großhandel«, sagte der FDP-Politiker und verwies auf die fallenden Preise im Generikamarkt. Eine leistungsgerechte Vergütung solle die bestehenden Strukturen im Pharmagroßhandel erhalten, betonte Bahr. Diese hätten sich bei der Schweinegrippe bewährt. Dass Impfstoffe innerhalb kürzester Zeit verfügbar waren, sei auch ein Verdienst der Großhändler gewesen.

 

Das Kabinett hat im aktuellen Eckpunktepapier zum Arzneimittelmarkt bereits festgehalten, dass der Großhandelszuschlag auf einen preisunabhängigen Fixzuschlag und einen prozentualen Zuschlag umgestellt werden soll und ist damit einer Phagro-Forderung gefolgt.

 

Inzwischen hat der Phagro noch einmal nachgelegt und Preisstufen für den Fixzuschlag vorgeschlagen (siehe dazu Großhandel: Neuer Vorschlag zur Vergütung, PZ 20/2010). Der Vertrieb von Arzneimitteln, die besonders behandelt werden müssen, wie Betäubungsmittel oder Kühlkettenprodukte, soll besser entgolten werden, um die erhöhten Kosten auszugleichen.

Fritz Becker, Vorsitzender des Deut­schen Apothekerverbandes (DAV), stellte bei der Tagung heraus, dass Änderungen beim Großhandelszuschlag keinesfalls zum Nachteil von Apotheken ausfallen dürften. »Apotheker dürfen finanziell nicht belastet werden«, sagte er und kündigte an, die Umstellung »mit Argusaugen« zu beobachten. Becker legte dar, was Apotheken von einer Arzneimittel-Distribution erwarten. Vor allem müssten alle zugelassenen Arznei­mittel zeitnah und mehrmals täglich geliefert werden. Das sei auch wichtig, um die gewünschten Einsparun­gen durch Rabattverträge erreichen zu können.

 

Der DAV-Vorsitzende forderte vom Großhandel ein klares Bekenntnis zur inhabergeführten Apotheke und verwies auf die Unterstützung der Apothekerschaft bei der gesetzlichen Festschreibung des Belieferungsanspruchs des Großhandels durch Pharmafirmen. Der dadurch erreichte Rückgang der Direktlieferungen habe die Situation der Pharmagroßhändler entspannt. Becker lud den Großhandel abschließend ein, sich an einem Modellprojekt von DAV und ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände zur Identifizierung von gefälschten Arzneimitteln zu beteiligen.

 

Andreas Wiegand vom Vorstand des Verbandes der forschenden Arzneimittelhersteller (VFA) lobte zwar das gute Verhältnis zwischen Pharmaindustrie und Großhandel, kritisierte aber den Belieferungsanspruch. »Für uns entsteht gute Partnerschaft auf der Basis der Freiwilligkeit. Deswegen halten wir einen gesetzlichen Belieferungsanspruch des Großhandels für vollkommen überflüssig.« Es sollte den Herstellern überlassen bleiben, welchen Vertriebsweg sie für ihre Arzneimittel wählen, erklärte er.

 

Dr. Christopher Hermann, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der AOK Baden-Württemberg, würdigte die Rolle des pharmazeutischen Großhandels für die Arzneimittelversorgung. Bei den Rabattverträgen zwischen Kassen und Herstellern zeige sich, wie unverzichtbar eine umfassende Bevorratung von Apotheken mit den betroffenen Arzneimitteln sei. Hermann mahnte aber Augenmaß bei der Änderung des Großhandelszuschlags an. /

Trümper bleibt Phagro-Chef

Die Mitglieder des Bundesverbands des pharmazeutischen Großhandels (Phagro) haben Dr. Thomas Trümper als Vorsitzenden für zwei weitere Jahre bestätigt. Trümper ist gleichzeitig Vorstandsvorsitzender der Anzag. Als neuer Stellvertreter steht ihm der Wirtschaftswissenschaftler Ralph D. Schüller zur Seite, der bereits seit 2006 im Phagro-Vorstand ist. Er ist zugleich geschäftsführender Gesellschafter von Ebert und Jacobi. Der bisherige Amtsinhaber, Ullrich von der Linde, schied aus dem Vorstand aus. Die Mitgliederversammlung der 13 deutschen Pharmagroßhändler beschloss zudem, ihren Verbandssitz von Frankfurt am Main nach Berlin zu verlegen.

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